Anzeige
Anzeige

„hart aber fair“: Nazi-Wahn und Kreis-Alarm

„hart aber fair“: Nazi-Wahn und Kreis-Alarm

„hart aber fair“: Nazi-Wahn und Kreis-Alarm

Hart aber Fair
Hart aber Fair
Ausschnitt aus der Sendung „hart aber fair“ Foto: Das Erste/Mediathek
„hart aber fair“
 

Nazi-Wahn und Kreis-Alarm

Es war in der Nacht zu Dienstag, als Twitter-User Robert Wagner glaubte, einen dicken Braten gerochen zu haben. Ein Kryptonazi hatte bei „hart aber fair“ das geheime White-Power-Zeichen gemacht. Umgehend schlug das Faschismus-Barometer auf Twitter Alarm.
Anzeige

Weißmann, Reich, Republik, Nachkriegsrechte

Es war in der Nacht zu Dienstag, als Twitter-User Robert Wagner glaubte, einen dicken Braten gerochen zu haben. Er hatte sich die Talksendung „hart aber fair“ über rechte Gewalt angesehen, zu der auch der AfD-Politiker Uwe Junge eingeladen war. Und wo die AfD vertreten ist, da müssen auch Nazis sein, dachte sich der Hobby-Rechtsextremismusexperte, der unter anderem auch für das Portal Belltower News der Amadeu Antonio Stiftung zur Feder greift.

Also inspizierte er das Publikum genauer, wobei seinen Argusaugen nicht entging, daß ein junger Mann dort ein Zeichen mit seiner rechten Hand formte. Genauer gesagt: einen Kreis aus Daumen und Zeigefinger, wobei die übrigen Finger abgespreizt waren. Für Spürhund Wagner stand sofort fest: ein geheimes rechtes Zeichen. Ein P und ein W – das Symbol für White Power, genauso, wie es auch der Christchurch-Attentäter Brenton Tarrant vor Gericht gemacht hatte.

Flugs griff Wagner in die Tasten: „Die werden immer dreister“, schrieb er auf Twitter. „Bei #HartAberFair machte ein Zuschauer, der zufällig vor d Kamera kam, mit seinen Fingern dezent, aber gut sichtbar dasselbe Zeichen, das #WhiteSupremacy-Rassisten heute weltweit als Erkennungszeichen dient – auch d. Rechtsterroristen von #Christchurch.“ Dazu packte er ein Foto des jungen Mannes aus dem Publikum sowie eines von Tarrant und drückte auf „Twittern“.

Faschismus-Barometer schlägt Alarm

Mittlerweile gelöschter Tweet Foto: robertwagner198

Die Nachricht verbreitete sich rasch, schien sie doch alle Kritiker der Einladung Uwe Junges zu bestätigen, Nazis würden solche Auftritte für ihre Propaganda nutzen. Mehrere Tausend Likes und Retweets sammelte der virtuelle Pranger Wagners und immer dabei, für jeden sichtbar, das Gesicht des vermeintlichen Kryptonazis im Publikum. Am Mittwoch dann sprang sogar die Bild-Zeitung auf den Faschismus-Zug auf: „Neuer Ärger für Plasberg-Sendung mit AfD-Hetzer“, schlagzeilte das Boulevard-Blatt auf seiner Internetseite und fragte: „Zeigte Zuschauer bei ‘hart aber fair’ ein Nazi-Zeichen?“

Die Antwort lieferte die Bild am Ende des Artikels: Nein. Der Mann aus dem Publikum sei entsetzt darüber, mit dem Christchurch-Attentäter in einen Zusammenhang gebracht zu werden. Ihm sei das vermeintliche White-Power-Zeichen völlig unbekannt, vielmehr habe er mit einem Kumpel ausgemacht, sollte die Kamera auf ihn schwenken, den Pausenhof-Klassiker „Reingeguckt“ zu spielen. Dabei formt man mit Daumen und Zeigefinger einen Kreis und zeigt ihn jemandem. Schaut er rein, bekommt er einen Knuff („Elch“), es sei denn, er sticht schnell mit dem Zeigefinger durch den Kreis.

Kinderspiel statt Nazi-Code, da mußte dann auch das Faschismus-Barometer Wagner Entwarnung geben. Auf Twitter veröffentlichte er eine Richtigstellung und sprach den vermeintlichen White-Power-Sympathisanten frei. Der Mann sei kein Nazi, schrieb Wagner. Er sei in dem Fall wohl einem Irrtum unterlegen, gestand der Rechtsextremismus-Witterer ein und lieferte auch gleich die Erklärung, wie ihm dieser Lapsus habe passieren können.

Schuld seien „Internettrolle“, die Verwirrung stifteten. Diesen sei er auf den Leim gegangen. Allerdings wäre das leicht zu vermeiden gewesen, hätte er Warnungen auf Twitter nicht leichtfertig ignoriert, mit denen Nutzer ihn darauf hinwiesen, daß es sich möglicherweise bei dem Zeichen um das „Reingeschaut“-Spielchen handelte. Aber da roch der Nazi-Braten einfach noch zu saftig.

Ausschnitt aus der Sendung „hart aber fair“ Foto: Das Erste/Mediathek
Anzeige
Anzeige

Der nächste Beitrag