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Werner Patzelt, Deutschlands blaues Wunder, AfD

#VonHier: Fragen eines Biodeutschen

#VonHier: Fragen eines Biodeutschen

#VonHier: Fragen eines Biodeutschen

Vietnamesen
Vietnamesen
Vietnamesen vor dem Brandenburger Tor (Symbolbild) Foto: picture alliance/ dpa
#VonHier
 

Fragen eines Biodeutschen

Ausgerechnet Dieter Bohlen löste mit der Frage nach der Herkunft eines asiatisch aussehenden Mädchens eine heftige Diskussion über Heimat und Rassismus auf Twitter aus. Dabei zeugt die Frage nach der kulturellen Identität einer Person doch in der Regel von Interesse und nicht von rassistischen Vorurteilen. <>Ein Kommentar von Boris T. Kaiser.<>
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Political Correctness macht ein Land früher oder später völlig verrückt. Anders kann man es sich kaum noch erklären, wenn mittlerweile sogar schon Dieter Bohlen in Deutschland eine ernstgemeinte politische Debatte auslösen kann. In der RTL-Unterhaltungsshow „Das Supertalent“ hatte der „Poptitan“ ein kleines Mädchen mit augenscheinlich asiatischen Wurzeln und fremdländisch aussehender Landestracht gefragt, wo es denn herkomme. Weil sich Bohlen mit der Antwort „Herne“ nicht zufrieden gab und weiter nach der Herkunft ihrer Eltern fragte, wurde er jetzt zum Stein des Anstoßes der neuesten Rassismus-Diskussion.

Die Mutter des Kindes hatte mit der Frage übrigens kein Problem und beantwortete sie in der Sendung mit „Thailand“. Auch die Zuschauer hatten an der Bühnenplauderei zwischen dem Mädchen, ihrer Mutter und dem TV-Star lange nichts zu beanstanden. Bis jemand den Ausschnitt der Sendung aus dem vergangenen November kürzlich auf dem Empörungsmedium Twitter postete.

Auch der Hipster muß sich Fragen gefallen lassen

Seitdem ist im Netz mal wieder das ganz große Jammern losgebrochen. Unter dem Hashtag „VonHier“ berichten etliche Menschen, die auch schon mal gefragt wurden, wo sie oder ihre Vorfahren herkommen, über ihre „Leidensgeschichten“. Man kann durchaus verstehen, daß jemand keine besondere Lust hat, die gleichen Fragen immer und immer wieder zu beantworten.

Viele dürften solche ständig wiederkehrenden Fragen aus ihrem Alltag kennen. Nicht immer müssen diese etwas mit Herkunft zu tun haben. Es kann dabei auch um körperliche Merkmale jeglicher Art, um den Beruf, die eigenen Eßgewohnheiten und viele andere Dinge gehen. Es ist der klassische „Kennenlern-Smalltalk“, der nicht nur erste Dates so anstrengend macht und tatsächlich immer ein bißchen nervt.

Die vielen unterschiedlichen Beispiele zeigen aber eben auch mal wieder: Nicht alles was nervt, ist Rassismus. So nervig es sein mag, als Schwarzer ständig auf sein dickes Haar angesprochen zu werden, vielleicht sogar verbunden mit der Bitte, es einmal anfassen zu dürfen. Der „biodeutsche“ Hipster-Typ, dem immer wieder Leute mit den Händen durch den Bart fahren oder über die Glatze streicheln wollen, „weil sich das so schön anfühlt“, ist manchmal nicht weniger genervt.

Angebliche „innerliche Zerrissenheit“

Vieles von dem, was heute mit dem Negativ-Stempel „Rassismus“ versehen wird, ist in Wahrheit positives Interesse für das Ungewöhnliche oder einfach an dem Menschen und seinen Eigenheiten. Wie verrückt ist es bitte schön, wenn gerade die, die diese Eigenheiten als wichtigen Teil der Identität stets besonders betonen, sich am meisten über das durch sie hervorgerufene Interesse beschweren?

Die Fünfjährige in der traditionellen asiatischen Aufmachung, für die sich viele jetzt stellvertretend empören, ist hier geradezu symbolhaft. Viele Migrantenkinder legen auch in der dritten und vierten Generation noch höchsten Wert auf ihre kulturellen Wurzeln. Darauf, daß sie eben nicht „nur“ Deutsche seien. Diese „innerliche Zerrissenheit“ diente ihnen und ihren politischen Fürsprechern als Argumentation für die Doppelte Staatsbürgerschaft und viele kulturbedingte Sonderrechte. Ihnen diese zu verweigern, sei reaktionär und rassistisch.

Sobald man die Leute in ihrem kulturellen Hintergrund allerdings ernst nimmt und mehr darüber erfahren möchte, macht einen das angeblich auch wieder zu einem ewig gestrigen Rassisten. Der Deutsche ohne erkennbaren Migrationshintergrund kann da allenfalls noch fragen: Liebe Migranten, die Ihr seit Generationen in Deutschland lebt, wie hättet Ihr es denn gerne?

Überbetonte Folklore oder echte Identität

Möchtet Ihr uns nun von Eurer „eigenen Kultur“, die ihr oft so stolz vor Euch hertragt, erzählen oder nicht? Habt Ihr darüber vielleicht in Wirklichkeit gar nicht so viel zu erzählen, weil Ihr Eure „zweite Heimat“, wenn Ihr mal ganz ehrlich zu Euch selbst seid, auch nicht viel besser kennt, als der durchschnittliche deutsche Pauschaltourist?

Sind Eure traditionellen Kleider, Kopfbedeckungen, die Landesflaggen an Euren Autos und Häusern und die von Euch so gerne und so laut gespielte heimatliche Musik vielleicht eher etwas überbetonte Folklore als echte Identität? Wollt Ihr Euch mit dem Ausleben Eurer Einwandererkultur von den Durchschnittsdeutschen abheben oder Euch gar über sie erheben?

Dürfen wir Euch, wenn Ihr uns netterweise zu Euren traditionellen Festen zu landestypischen Speisen einladet, trotzdem nach der dort zelebrierten Kultur fragen oder sollen wir einfach kauen, schlucken und die Klappe halten? Der Deutsche ohne erkennbaren Migrationshintergrund wartet sehnsüchtig auf Antworten.

Vietnamesen vor dem Brandenburger Tor (Symbolbild) Foto: picture alliance/ dpa
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