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Sachsen: Politischer Aschermittwoch der AfD sorgt für Empörung

Sachsen: Politischer Aschermittwoch der AfD sorgt für Empörung

Sachsen: Politischer Aschermittwoch der AfD sorgt für Empörung

André Poggenburg
André Poggenburg
André Poggenburg: verteidigt seine Aschermittwochs-Rede Foto: dpa
Sachsen
 

Politischer Aschermittwoch der AfD sorgt für Empörung

Die Türkische Gemeinde in Deutschland hat empört auf Äußerungen des AfD-Politikers André Poggenburg beim politischen Aschermittwoch seiner Partei in Sachsen reagiert. Der AfD-Landes- und Fraktionschef von Sachsen-Anhalt hatte Türken als „Kameltreiber“ bezeichnet, die „zu ihren Lehmhütten und Vielweibern“ zurückkehren sollten. Parteichef Alexander Gauland gibt sich gelassen.
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NENTMANNSDORF. Die Türkische Gemeinde in Deutschland hat empört auf Äußerungen des AfD-Politikers André Poggenburg beim politischen Aschermittwoch seiner Partei in Sachsen reagiert. Die AfD habe „keine Hemmungen, diskriminierende und rassistische Äußerungen zu tätigen“, sagte der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde, Gökay Sofuoglu, der Stuttgarter Zeitung.

Zuvor hatte sich der AfD-Landes- und Fraktionschef von Sachsen-Anhalt mit heftigen Worten gegen die Kritik der Türkischen Gemeinde an einem möglichen Heimatministerium gewendet. „Diese Kameltreiber sollen sich hinscheren, wo sie hingehören, weit hinter den Bosporus, zu ihren Lehmhütten und Vielweibern“, forderte der 42jährige bei der Veranstaltung im sächsischen  Nentmannsdorf südlich von Dresden. „Diese Kümmelhändler haben selbst einen Völkermord an 1,5 Millionen Armeniern am Arsch“, polterte Poggenburg.

„Heimat- und vaterlandsloses Gesindel“

„Das zeigt das Niveau der AfD“, kritisierte Sofuoglu. Sein Verband prüfe nun rechtliche Schritte gegen den AfD-Politiker. Die Äußerungen Poggenburgs zeigten, „wie gefährlich Rechtspopulismus inzwischen für Deutschland geworden ist“. Dem Redaktionsnetzwerk Deutschland sagte Sofuoglu: „Kamele sind in der Türkei nicht heimisch.“

Poggenburg kritisierte überdies die doppelte Staatsbürgerschaft. Diese bringe nichts anderes hervor als „heimat- und vaterlandsloses Gesindel“. Poggenburg wandte sich auch gegen die Ablehnung des Heimatbegriffs bei der Linkspartei. „Linksspackos will niemand haben“, sagte er. „Daß die niemals eine Heimat finden werden, ist schon klar. Wir werden sie uns aber von diesem arbeitsscheuen Lumpenproletariat nicht nehmen lassen.“

Gauland: Kein Bedarf für innerparteiliche Debatte

Auf Nachfrage der JUNGEN FREIHEIT rechtfertigte Poggenburg die Aussagen mit der Tradition des politischen Aschermittwochs. Da gehöre es dazu, sich den politischen Gegner etwas härter vorzuknöpfen. Im politischen Tagesgeschäft wäre so etwas unangebracht. „Das war ein bißchen harter Tobak“, befand auch Brandenburgs Landesvorsitzender Andreas Kalbitz gegenüber der JF.

„Ach, das ist halt Karneval“, gibt sich dagegen Parteichef Alexander Gauland gegenüber der JF betont gelassen. Er sehe da keinen Bedarf für eine innerparteiliche Debatte: „Das bewegt mich nicht.“

Deutliche Kritik kam dagegen vom Parlamentarischen Geschäftsführer der AfD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, Frank Hansel. „Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde!“, schrieb Hansel auf Twitter. „Das ist nicht #AfDwirkt, das würgt.“

Solche Ausfälle mit der Behauptung zu entschuldigen „die Ossis ticken halt so“, lehnte Hansel im Gespräch mit der JF ab: „Wir dürfen nicht den gesamten Osten in Mithaftung für diese Unkultur nehmen.“ Er warnte davor, bürgerlich-konservative Wähler abzuschrecken. „Gerade jetzt, wo Union und SPD ihre Unfähigkeit oder Unwilligkeit, den Menschen zuzuhören und ihre Sorgen ernstzunehmen, unter Beweis stellen, brauchen uns doch diese Leute.“ In dieser Situation dürfe man nicht Wasser auf die Mühlen derer leiten, die die AfD in die rechtsradikale Ecke stellten.

Rund 1.200 Gäste besuchten den Politischen Aschermittwoch der AfD in Sachsen Foto: JF/ha

Urban kritisiert Einwanderer

Neben Poggenburg und Kalbitz traten auch der Landes- und Fraktionschef von Sachsen, Jörg Urban, und sein Amtskollege aus Thüringen, Björn Höcke, sowie der Chefredakteur des Compact-Magazins, Jürgen Elsässer, vor den rund 1.200 Anwesenden auf.

Urban kritisierte in seiner Rede vor allem Einwanderer. „Damit sind sie nun also hier. Unsere Fachkräfte und Bereicherer. Meist kommen sie zu zehnt an und fragen, ob man ein Problem hat.“ Die Türken seien ja immer auch Erfinder gewesen. Vor 800 Jahren hätten sie das Kondom aus Schafsdarm entwickelt. „Die Engländer klauten dies 400 Jahre später. Sie ließen jedoch das Schaf weg“, ergänzte Urban.

Elsässer lobte den „sächsischen Geist“, der der „Unterpfand des Erfolgs“ sei. Dazu gehörten neben der AfD „auch die neuen Frauenbewegungen, Pediga und sicherlich auch die Identitäre Bewegung“.

Pegida sei Teil der „Bewegung“

Höcke beschwor einen Aufbruch, den seine Partei bei Wahlen in den östlichen Bundesländern zu spüren bekomme. „Der gute Geist von 1989 ist aus der Flasche. Der Michel wacht jetzt auf.“ Auch Höcke lobte Pegida. Das Bündnis sei Teil der „Bewegung“. An Pegida-Initiator Lutz Bachmann und Siegfried Daebritz gerichtet, ergänzte er: „Ihr als Pegida seid der manchmal so notwendige Tritt in den Hintern der Partei.“

Die Politiker Martin Schulz (SPD), Christian Lindner (FDP), Cem Özdemir (Grüne), Ursula von der Leyen und Angela Merkel (beide CDU) bezeichnete er als „vaterlandslose Gesellen“. Verglichen mit denen sei der ehemalige Generalsekretär des Zentralkomitees der SED, Erich Honecker, ein „Staatsmann“ gewesen sei. (ls/vo/ha)

André Poggenburg: verteidigt seine Aschermittwochs-Rede Foto: dpa
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