Er war das Gesicht von Fox News und Donald Trumps Lieblingsmoderator. Seit dem Start 1996 war Bill O’Reilly Zugpferd und Quotenkönig des Kabelnachrichtensenders, den der australische Medienmogul Rupert Morduch als konservatives Gegengewicht zum linksliberalen CNN aufbaute. Nun geht eine Ära zu Ende. Vordergründig waren es die Vorwürfe, O’Reilly habe jahrelang verschiedene Mitarbeiterinnen bei dem Sender sexuell belästig. Anders als bei Geschäftsführer Roger Ailes – der im vergangenen Jahr wegen ähnlicher Vorwürfe seinen Hut nehmen mußte – scheinen die Gründe von O’Reillys Abgang aber politischer Natur zu sein.
Die Anschuldigungen der früheren Fox News-Analystin Kirsten Powers etwa erschöpfen sich darin, O’Reilly habe den Namen einer Kollegin verwechselt, da diese, wie viele andere weibliche Gäste des Senders blond gewesen sei. „Es gibt in dieser Firma so viele Blonde, da kann ich mir nicht alle Namen behalten“, gibt Powers O’Reilly wieder. Wenn das sexuelle Belästigung ist und eine Kündigung rechtfertigen soll, gäbe es vermutlich in Unternehmen keine Männer mehr.
Söhne Murdochs fest im linken Mainstream verankert
Weitere weibliche Ankläger gegen O’Reilly beschuldigten ihn unanständiger Kommentare und des verbalen Mißbrauchs. Die Latte dafür hängt im feministisch politisch-korekten Amerika freilich tief – vor allem, wenn man mit den Vorwürfen auch noch Geld verdienen kann. Offenbar um schlechte PR zu verhindern, hat O’Reilly hier in der Vergangenheit den Fehler gemacht, einigen Frauen Schweigegeld zu zahlen. Enge Weggefährten halten die Anschuldigungen für an den Haaren herbeigezogen.
Der ehemalige Fox News Moderator Glenn Beck sieht dagegen einen anderen Grund für das O’Reilly-Aus: Der sinkende Einfluß des mittlerweile 86jährigen Fox Chefs Rupert Murdoch. Vor zwei Jahren übernahmen Murdochs Söhne Lachlan und James die Leitung der Geschäftsführung der Mutterfirma 21st Century Fox. Zwar hat Murdoch formell immer noch die Zügel in der Hand, aber seine beiden Söhne sind zu seinen engsten Beratern aufgestiegen, die auch nach Informationen der New York Times bei der Vertragsauflösung mit O’Reilly eine entscheidende Rolle gespielt haben.
Lachlan und James glauben an alles, woran der linke Mainstream heute so glaubt: menschengemachter Klimawandel, Gender Pay Gap, Einwanderung als Menschenrecht. Als Donald Trump seinen mittlerweile vor Gerichten hängengebliebenen Einreisestop für Bürger verschiedener moslemischer Staaten bekanntgab, waren es Lachlan und James, die in einer offiziellen Stellungnahme des Senders Trump dafür kritisierten – entgegen der politischen Überzeugungen ihres Vaters.
Konservative Untergangsgesänge fehl am Platz
Fox News ist mittlerweile die quotenstärkste TV-Station in den USA. Der einzige überregionale Sender, der im Wahlkampf den Amerikanern ein Gegengewicht zur medialen Einheitsfront der Trump-Basher geliefert hat. Über die angeschlossenen Regionalsender hat sich Fox ein Medienimperium aufgebaut, über das auch die Menschen erreicht werden, die ihre Nachrichten nicht über Kabelfernsehen schauen (nur etwa 100 der 300 Millionen Amerikaner sind Abonnenten). Schon jetzt spekuliert man in konservativen Kreisen, wen es bei Fox News als nächsten trifft.
Sean Hannity, den Trump-Einpeitscher vom Dienst oder Tucker Carlson, der nun zunächst Bill O’Reillys Programmplatz bekommen wird? Untergangsgesänge auf konservative Nachrichtenformate sind dennoch fehl am Platz. In Amerika hat es am Ende noch immer ein Angebot für etwas gegeben, wonach eine Nachfrage bestand. Was 1996 Fox News war, könnte in naher Zukunft schon ein neuer Sender sein.