BERLIN. Der Landesverband der Grünen Jugend Rheinland-Pfalz hat seine Anti-Patriotismus-Kampagne verteidigt. „Es war nie unsere Absicht Menschen unter Generalverdacht zu stellen. Die vielen Haßkommentare, die sexistischen Äußerungen und die Nazi-Propaganda unter unserem Facebook-Post zeigen, daß dieser ‚unverkrampfte‘ Patriotismus doch nicht so harmlos daherkommt, wie es von manchen allzuoft behauptet wird“, rechtfertigte sich die Jugendorganisation der Grünen.
Zuvor hatten die Nachwuchspolitiker auf ihrer Facebook-Seite Patriotismus als eine Form von Nationalismus bezeichnet: „Wer sich als patriotisch definiert, grenzt andere aus. Die Wirkung von Patriotismus hat immerzu Konsequenzen und wird besonders dort deutlich, wo er sich als aggressive Form darstellt und das Andere als Feind stigmatisiert.“ In dem Beitrag forderten sie „alle Fans dazu auf, nationalistischem Gedankengut keinen Raum zu lassen“. Ihre Stellungnahme beendeten sie mit der Forderung: „Fußballfans, Fahnen runter!“
Politischer Geschäftsführer in Schwarz-Rot-Gold
Der Eintrag, der über 9.000 Mal geteilt wurde und fast 25.000 Mal kommentiert, habe einen Nerv getroffen, betonte die Organisation in einer weiteren Stellungnahme. „Es zeigt, daß ein Diskurs über den sogenannten ‚Party-Patriotismus‘ und dessen Folgen dringend notwendig ist“, heißt es darin. Gegen die mehreren hundert angeblich beleidigenden Kommentare und Bedrohungen werde Strafanzeige gestellt.
Ob die Aufforderung der Landesstelle mit ihrem politischen Geschäftsführer Fabian Ehmann abgestimmt wurde, ist unklar. Auf einem Foto, das er 2012 auf Facebook veröffentlicht hatte, ist der 22 Jahre alte Student jedenfalls gemeinsam mit drei Begleitern ganz in Schwarz-Rot-Gold gehüllt zu sehen.
Kritik an den Äußerungen kam auch von CSU und SPD. Eine „Unterstützung unserer Jungs“ mit den Nationalfarben gehöre „zum Sommermärchen und ist gesunder Patriotismus“, sagte CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer der Bild am Sonntag. Mit Blick auf die Grüne Jugend betonte er: „Besser ein Patriot als ein Idiot.“ Der SPD-Politiker Johannes Kahrs kritisierte auf dem Kurznachrichtendienst Twitter: „Wie peinlich ist denn das. Jetzt häng‘ ich mir wieder ’ne Deutschlandflagge über den Strandkorb. Jawohl.“ (ls)