TRIPOLIS. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat die libysche Hafenstadt Sirte fast gänzlich unter ihre Kontrolle gebracht. Lediglich in einem Bezirk gebe es derzeit noch Widerstand vom Ferjane-Stamm, berichtete der Lokalpolitiker Saleh Fhaima dem Libya Herald. Allerdings fehle es den Verteidigern im Gegensatz zum IS an schweren Waffen und Munition. Da die Heimatstadt des gestürzten Staatschefs Muammar al-Gaddafi als politisch unzuverlässig galt, wurde sie von den neuen Machthabern unzureichend mit militärischem Material versorgt.
Ausgebrochen waren die Kämpfe vor drei Tagen, als der IS den salafistischen Prediger Khalid bin Rajab Ferjani ermordete, der eine der wenigen noch unabhängigen Moscheen geleitet hatte. Die Kämpfe werden laut dem arabischen Fernsehsender Al Arabiya mit äußerster Härte geführt. Am Freitagmorgen sollen IS-Kämpfer ein Krankenhaus angezündet haben, wobei über hundert Menschen umgekommen seien. Zuvor töteten die Ferjane zwei IS-Kommandeure, den Saudi Abu Huzaifa Ansari und den Ägypter Abu Hammam Masri.
Wie der Lokalpolitiker Fhaima berichtet, habe der IS mit Giftgas-Angriffen gedroht, sollten sich die Verteidiger nicht rasch ergeben. Sirte besitzt einen wichtigen Hafen für den Ölexport. Ein Ableger des IS betreibt seit Februar die Eroberung der Mittelmeerstadt. Von dieser ausgehend könnte der IS seine Kontrolle über die Ölfelder der Umgebung ausdehnen. Seit dem mit westlicher Hilfe herbeigeführten Sturz Gaddafis zerfällt das Land im Bürgerkrieg. (FA)