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Verbrechen an Deutschen: Brünn: Stadtrat entschuldigt sich für Todesmärsche

Verbrechen an Deutschen: Brünn: Stadtrat entschuldigt sich für Todesmärsche

Verbrechen an Deutschen: Brünn: Stadtrat entschuldigt sich für Todesmärsche

Deutsche warten in Prag auf ihre Deportation
Deutsche warten in Prag auf ihre Deportation
Deutsche warten in Prag auf ihre Deportation: Zehntausen starben Foto: dpa
Verbrechen an Deutschen
 

Brünn: Stadtrat entschuldigt sich für Todesmärsche

Zehntausende Deutsche starben nach dem Zweiten Weltkrieg während der Vertreibung aus dem heutigen Tschechien, darunter viele Frauen und Kinder. In Brünn hat sich der Stadtrat nun mit deutlichen Worten für die „Todesmärsche“ entschuldigt. Die Kommunisten stimmten gegen eine entsprechende Resolution.
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Weißmann, Reich, Republik, Nachkriegsrechte

BRÜNN. Die Stadt Brünn hat sich für die Vertreibung und Ermordung von Deutschen während des sogenannten „Brünner Todesmarsches“ entschuldigt. „Tausende Menschen“ seien „aufgrund des Prinzips der Kollektivschuld und ihrer Muttersprache genötigt worden, ihre Heimat zu verlassen“, heißt es in einer vom Stadtrat beschlossenen Deklaration.

„Ohne Essen, ohne Wasser, ohne ärztliche Betreuung, ohne grundlegende hygienische Versorgung, ohne Rast“, seien etwa zwanzigtausend Deutsche ab dem 30. Mai 1945 in Richtung österreichischer Grenze getrieben worden. Augenzeugenberichten zufolge seien nicht nur viele Menschen unterwegs an „Erschöpfung und Epidemien“ gestorben, „manche“ seien auch „durch die bewaffnete Begleitung erschlagen oder erschossen“ worden.

Durch die Deklaration will die Hauptstadt der Region Mähren „an die historischen Ereignisse der Jahre 1939 – 1945 erinnern und würdig das Andenken an alle Brünner Opfer ehren“. Brünns Oberbürgermeister Petr Vokřál von der liberalen Partei Ano kommentierte die Deklaration mit den Worten: „Wir drücken den Wunsch aus, daß alles vergangene Unrecht vergeben werden kann und wir uns nicht mit der Vergangenheit belasten.“

Kommunisten stimmen gegen die Deklaration

Nach Angaben des Landesechos, der Zeitschrift der Deutschen in der Tschechischen Republik, stimmten von 55 Stadträten 34 für die Erklärung. Für die Deklaration votierten die Abgeordneten der Brünner Koalition, die aus Ano, der Lokal-Partei Žít Brno, der christdemokratischen KDU-ČSL und den Grünen besteht.

Die Abgeordneten der Sozialdemokraten (ČSSD) und der Bürgerdemokraten (ODS) blieben der Abstimmung demonstrativ fern. Gegen die Deklaration votierte die Kommunistische Partei (KSČM). „Der Marsch war eine Reaktion auf die damalige Zeit, und wir sollten die nicht beurteilen“, sagte Stadtrat Martin Říha (KSČM). Dagegen zeigte sich Oberbürgermeister Petr Vokřál erleichtert: „Das ist zum erstenmal, daß der Stadtrat als höchstes Organ der Stadt sein Bedauern über den Todesmarsch ausgedrückt hat. Ich bin froh, daß das heute geklappt hat“.

Zehntausende Tote

Nach einem Bericht von Prag Aktuell äußerte sich der Landeshauptmann von Südmähren, Michal Hašek (ČSSD), ablehnend gegenüber der Deklaration: „Aber wer hat sich für die Vertreibung der Tschechen aus Südmähren im Herbst 1938 entschuldigt, für die Hunderttausende hingerichteten Widerstandskämpfer in den Kaunitzer Studentenwohnheimen, für die deportierten und ermordeten Juden und Roma aus Brünn?“ Die Bundesrepublik hatte sich mehrfach für die Verbrechen der Nationalsozialisten im heutigen Tschechien entschuldigt.

Der Brünner Todesmarsch begann im Mai 1945 mit sogenannten „wilden Vertreibungen“ der deutschsprachigen Bevölkerung aus Mähren (südöstliches Tschechien) durch Tschechen. Nach offiziellen tschechischen Angaben kamen bei diesen spontanen Vertreibungen 27.000 Deutsche ums Leben, darunter hauptsächlich Frauen, Kinder und ältere Menschen. Diese Zahl entspricht der Hälfte der damaligen deutschen Bevölkerung Brünns. (ctw/cop)

Deutsche warten in Prag auf ihre Deportation: Zehntausen starben Foto: dpa
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