BERLIN. Der innenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Michael Hartmann, ist von seinem Amt zurückgetreten. Gegen ihn besteht der Verdacht des Besitzes der Droge Chrystal Meth. Am Mittwoch durchsuchten die Polizisten Hartmanns Wohnung im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg mit Drogenspürhunden, fanden jedoch keine verbotenen Substanzen.
Drei Tage zuvor hatte die Berliner Staatsanwaltschaft bei Bundesparlamentspräsident Norbert Lammert (CDU) einen Antrag auf Aufhebung der Immunität des Bundestagsabgeordneten gestellt. Auf die Spur sollen die Ermittler dem Sozialdemokraten bei der Observierung eines Dealers gekommen sein. Hartmann selbst hat zu den Vorwürfen bestritt die Vorwürfe.
Kokain ja, aber Chrystal Meth?
Parteigenossen des Sozialdemokraten aus Rheinland-Pfalz zeigten sich bestürzt. „Wenn von Kokain die Rede wäre, mein Gott ja, das würde man hinnehmen müssen, aber Chrystal? Undenkbar!“ zitiert die Welt eine Stimme aus der SPD-Fraktion. Erinnerungen an den SPD-Innenpolitiker Sebastian Edathy werden wach, der über eine Kinderporno-Affäre stolperte. Erst am Mittwoch wurde hierzu ein Untersuchungsausschuß eingerichtet.
„Erschüttert“ zeigte sich auch Vorsitzender des Bundes Deutscher Kriminalbeamter, Andy Neumann. „Daß die beiden namhaftesten Innenpolitiker einer Regierungspartei binnen Jahresfrist im Kinderporno- und Drogenzusammenhang auffällig werden, wird bei parlamentarischer Aufklärungsarbeit zum absoluten Glaubwürdigkeitsproblem“, sagte der Kriminalexperte gegenüber der Bild.
Hartmann war gegen Drogenlegalisierung
Hartmann hatte sich als innenpolitischer Sprecher unter anderem gegen eine Legalisierung auch weicher Drogen wie Haschisch ausgesprochen. „Eine Legalisierung kann niemand wollen, der beispielsweise den Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Drogen und Sucht ernst nimmt“, hieß es in einer Stellungnahme auf dem Portal „Abgeordnetenwatch“. „Eine Legalisierung bedeutet den völligen Verzicht auf jede staatliche Kontrolle.“
Crystal Meth ist eine synthetische Droge, deren Wirkstoff Methamphetamin ähnlich wirkt wie Kokain. Aufgrund ihres hohen Suchtpotentials und ihrer starken toxischen Wirkung gilt sie als extrem gefährlich. Die deutsche Wehrmacht setzte das unter dem Verkehrsnamen Pervitin zugelassene Medikament zur Leistungssteigerung von Soldaten ein. Auch die amerikanische Armee setzte die Droge im Vietnamkrieg ein. (FA)