KIEW. Der geschäftsführende ukrainische Innenminister Arsen Awakow hat den geflohenen Präsidenten Wiktor Janukowitsch vom Vorwurf entlastet, die Todesschüsse auf dem Maidan befohlen zu haben. Weder er noch die damalige Opposition seien für den Einsatz verantwortlich gewesen. „Der Schlüsselfaktor bei dem Blutbad in Kiew war eine dritte Kraft“, sagte er laut Nachrichtenagentur dpa. „Und diese Kraft war keine ukrainische.“
Auch die Kommandanten der damals eingesetzten Einheiten von Antiterrorkräften und des Geheimdienstes beteuern, keine derartigen Befehle ausgeführt zu haben. „Wir haben niemanden umgebracht“, sagte der Leiter der Sondereinheit Omega, Anatolij Streltschenko. Es seien nur gezielte Schüsse auf die Beine der Demonstranten abgegeben worden. Funksprüche stützen diese Version. Eigentlich hatte das ukrainische Parlament in einer Resolution den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag angerufen, „Janukowitsch und andere Verantwortliche zu verfolgen, die kriminelle Befehle gaben oder ausführten“.
Rußland sieht die ukrainische Führung als Täter
Rußland dagegen beschuldigt die jetzige ukrainische Regierung, für die Schüsse verantwortlich zu sein. Ein abgehörtes Telefongespräch zwischen der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton und dem estnischen Außenminister Urmas Paet wurde in russischen Medien als Beweis präsentiert; ebenso ein Video, welches ein Mitglied der Vaterlandspartei, Sergej Paschinski, mit einem Scharfschützengewehr zeigt. Angeblich entstand die Aufnahme an dem Tag, als die ersten Toten die Situation auf dem Maidan eskalieren ließen.
Der neue ukrainische Generalstaatsanwalt Oleh Mahnitzkij gab am Mitwoch bekannt, daß die Scharfschützen wahrscheinlich vom Gebäude der Nationalbank feuerten. Mittlerweile seien auch Verdächtige ausgemacht worden, darunter Offiziere aus den Truppen des Innenministeriums auf der Krim, berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Eine noch von Janukowitsch angeregte Beteiligung an der Untersuchung durch den Europarat ist noch nicht zustande gekommen. (FA)