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Die Grundlage des Denkens

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Die Grundlage des Denkens

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Das Denken erscheint uns als eine urständig eigene Tätigkeit. Wer sonst, wenn nicht ich, bin es, der denkt? Wenn ich denke, und meine Gedanken hierhin oder dorthin treibe, so ist es doch offensichtlich mein Wille. Ich denke dieses, von hier ausgehend denke ich jenes und so weiter. So schreite ich fort in meinem Gedankengang. Halte ich inne und blicke vorwärts oder zurück, werde ich jedes Mal mich selbst gewahr. Ich, der dieses denkt. Ich, der jenes gedacht hat. Und weder hier noch dort noch dazwischen besitze ich Zweifel.

Entsprechend ist man geneigt, das Ergebnis dieses Denkens als selbst Hergestelltes und damit als persönliches Eigentum zu betrachten. Ich war es doch, der durch sein Denken auf diesen Gedanken gekommen ist. Also ist es mein Gedanke, er gehört mir. Nirgendwo war ein anderer Wille an der Entstehung beteiligt. Dieser Gedanke, er ist damit das Zeugnis meines eigenen Verstandes. Die intellektuelle Eitelkeit und Verletzlichkeit, die man bei vielen Menschen beobachten kann, sie resultiert aus dieser Vorstellung.

Diese Menschen, sie wollen bewundert werden. Schmeichelt man ihren Gedanken, fühlen sie sich selbst geehrt. Was für ein gewaltiger Intellekt ist es nur, der solches hervorzubringen vermochte. Ja, sie können es selbst nicht begreifen, hören verzückt sich selber zu, halten bei jeder gedanklichen Pirouette den Atem an um dann anschließend umherzublicken: hat eben noch wer dieses geistige Feuerwerk bemerkt? Umgekehrt trifft sie nichts härter, als wenn man ihre Gedanken für platt hält oder einfach nur nüchtern überprüft.

Eine große Illusion

Den wenigsten Menschen ist es recht, wenn andere anfangen, ihnen die Kleidung zu durchwühlen, Taschen umzustülpen, Nähte aufzutrennen, Stoffteile anders zusammenzunähen und dergleichen mehr. So aber fühlen sich diejenigen, die ihre Gedanken als persönliches Eigentum empfinden, an dem sich andere vergehen. Das alles resultiert aus der Vorstellung, die Gedanken würden uns gehören, seien unser persönliches Eigentum, welches wir selbst hervorgebracht haben. Das aber ist eine große Illusion.

Der allereinfachste Architekt, der Höhlenbewohner, zieht in das ein, was ihm die Natur bietet. Der Fortgeschrittene verfeinert diese Naturgrundlage bis zur Unkenntlichkeit und lebt irgendwann in einer Kunstwelt aus Stahl, Glas und Beton. Er hat dann die Natur, mit deren Gesetzen und Stoffen er immer noch umgehen muß, vergessen. Ebenso ergeht es demjenigen, der sich der Illusion hingibt, er sei es, der diesen und jenen Gedanken denkt, und niemand sonst. Denn es ist noch jemand beteiligt.

Auch der Architekt, der sich seine Kunstwelt aus Stahl, Glas und Beton errichten möchte, braucht dazu eine Grundlage. Diese Grundlage kann er aber in nichts anderem finden, als in dem, was ihm die Natur gibt. Dadurch, daß wir beim Denken einer geistigen Tätigkeit nachgehen, übersehen wir diese Grundlage leicht. Doch selbst der abstrakteste Denker braucht diese ebenso sehr, wie jener Architekt die Ausgangsstoffe für Stahl, Glas und Beton. Daß beide dies vergessen haben, ändert nichts an der Tatsache.

Wir brauchen für das Denken also eine Grundlage. Diese Grundlage ist nun dasjenige, was wir uns als Vorstellungen gebildet haben. Geistige Abbilder unserer Umwelt, sie sind das Material, welches wir für das Denken benötigen. Haben wir keine Vorstellungen, können wir auch nicht denken, ebenso wie der geschickteste Baumeister scheitern muß, der ein Haus ganz ohne Steine, Holz, Lehm und dergleichen mehr errichten will. Diese Grundlage aber, sie darf man nicht übersehen.

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