BERLIN. Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Linkspartei im Bundestag, Petra Pau, hat der Deutschen Bahn „antisemitische Züge“ vorgeworfen. Hintergrund ist die Wanderausstellung „Zug der Erinnerung“. Mit dieser wird an vorwiegend jüdische Kinder erinnert, die in Zügen der Reichsbahn deportiert wurden.
Da die Ausstellung in einem Zug installiert ist, der verschiedene Bahnhöfe in Deutschland anfährt, verlangt die Bahn von den Verantwortlichen eine Streckengebühr und Gleismiete im Bahnhof, bislang nach Angaben der Ausstellungsmacher rund 100.000 Euro. In den vergangenen Monaten war die Bahn AG dafür vielfach kritisiert worden. Daraufhin hatte die der Konzern angekündigt, 100.000 Euro an eine anerkannte jüdische Organisation zu spenden.
Bundestagsvizepräsidentin Pau bezeichnete die Absicht der Bahn nun als „Mehdorn-Deal“, der „antisemitische Züge“ trage. Bahnchef Hartmut Mehdorn zocke die Gedenk-Initiative ab und versuche zugleich, jüdische Organisationen zu bestechen. Zudem könne er „seine faule Spende auch noch von der Steuer“ absetzen. „Mit alledem manövriert Mehdorn die Bahn AG genau in die Traditionslinie, über die der Zug der Erinnerung aufklärt“, sagte Pau.
„Mehdorn bedient antisemitische Klischees“
Auch der Generalsekretär des Zentralrats der Juden, Stephan Kramer, griff Mehdron scharf an. Im Inforadio des RBB sagte Kramer, jüdische Organisationen wollten das Geld nicht. „Das läßt vermuten, daß man im Bahnvorstand glaubt, daß insbesondere die jüdischen Stimmen kaufbar wären mit 100.000 Euro. Wir wollen dieses Geld nicht, wir brauchen dieses Geld nicht, weder die jüdische Gemeinschaft noch die Ausstellung“, sagte Kramer. Mehdorns Vorgehensweise bediene sogar antisemitische Klischees, nach dem Motto, man könne die Juden mit 100.000 Euro ruhigstellen.
In den vergangenen Tag gab es zudem zwischen den Ausstellungsmachern und der Bahn AG einen heftigen Streit, da die Bahn dem Zug der Erinnerung aus betriebstechnischen Gründen den Halt am Berliner Hauptbahnhof verweigerte.