Der Künstler Gunter Demnig hat in den vergangenen Monaten vermehrt sogenannte „Stolpersteine“ für Deserteure verlegt. Das haben Recherchen der Jungen Freiheit ergeben.
Bei dem Projekt „Stolpersteine“ soll mittels eines Messing-Pflastersteins im Boden an Menschen erinnert werden, die in der Zeit des Nationalsozialismus ermordet wurden. Nach Angaben der Koordinatorin des Projekts, Uta Franke, gibt es bislang an etwa 285 Orten in Deutschland über 13.000 solcher „Stolpersteine“. Auch an zwölf Orten in Österreich hat Demnig bereits Gedenksteine verlegt. Ebenso in der ungarischen Hauptstadt Budapest. Am 29. November will er nun den ersten Stolperstein in der niederländischen Gemeinde Borne setzten.
Ursprünglich hat Demnig die Steine für deportierte und ermordete Juden verlegt, gewöhnlich vor ihren ehemaligen Wohnungen. Mittlerweile biete er jedoch Stolpersteine für „alle Opfer des Nationalsozialismus an“, sagte Franke gegenüber der JF. Dies beinhalte neben ethnisch, religiös oder politisch Verfolgten auch Homosexuelle und Deserteure. Eben alle, die laut Franke „im Nationalsozialismus umkamen“. In Leipzig wurden daher im Mai 15 neue Stolpersteine verlegt, unter denen sich auch mehrere für Fahnenflüchtige und Wehrdienstverweigerer befanden.
Die Erinnerungssteine werden durch Paten finanziert die den notwendigen Betrag in Höhe von 95 Euro spenden. Im Angebot stehen inzwischen sogar Stolpersteine für Überlebende des NS-Regimes. „In Ausnahmefällen verlegt Herr Demnig auch Stolpersteine für überlebende Angehörige, um ein gesamtes Familienschicksal darstellen zu können“. Schließlich plage die Angehörigen von Ermordeten oftmals das schlechte Gewissen, daß sie überlebt hätten, sagte Franke der JF.
Das Projekt der Stolpersteine findet allerdings nicht überall positiven Anklang. Einige Überlebende des Holocausts kritisieren, daß durch die Pflastersteine das Andenken der Opfer mit Füßen getreten werde. Die heutige Präsidentin des Zentralrats der Juden, Charlotte Knobloch, bezeichnete 2004 in der Funktion als Leiterin der Jüdischen Gemeinde Münchens die Initiatoren des Projekts als „Gedenktäter“.