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Klein-Amerika an der Spitze Afrikas

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Mein Gesprächspartner, der südafrikanische Philosoph und Publizist Dan Roodt, hat sich insbesondere mit seinen polemischen Interventionen und seinem Einsatz für die Interessen der Afrikaaner einen Namen gemacht. Im Folgenden äußert er sich zur aktuellen Lage in Südafrika.

ILANA MERCER: Zu Ihren scharfsinnigsten Beobachtungen zählt die Erkenntnis, daß das heutige Südafrika unter der Dominanz des ANC sehr viel stärker amerikanisch als afrikanisch geprägt ist. In den USA geht der staatlich geplante und durchgesetzte Multikulturalismus mit einer Politik der offenen Grenzen für Einwanderer aus Drittweltländern einher. Inwieweit folgt Südafrika diesem Beispiel?

Ein Experiment des Multikulturalismus

DAN ROODT: Das neue Südafrika wird immer wieder als ein Experiment mit Multikulturalismus und offenen Grenzen verstanden. Wir haben sehr naiv und reflexartig, geradezu roboterhaft, viele Grundannahmen des US-amerikanischen Liberalismus einfach übernommen. Von einigen Seiten wird sogar eine vollkommene Abschaffung der Grenzen gefordert, damit Millionen Menschen aus unseren nördlichen Nachbarländern ungehindert ins Land kommen und sich dort niederlassen könnten. Dabei haben wir seit 1994 erlebt, daß die massive illegale Einwanderung zu mehr Intoleranz vor allem unter den Armen und Arbeitslosen führt. Immer wieder kommt es zu Morden Einheimischer an Ausländern oder zu sogenannten fremdenfeindlichen Unruhen.

In einigen Städten nahe der Grenze liegt der Ausländeranteil bereits jetzt bei 80 Prozent. Ausländer haben Anspruch auf medizinische Versorgung, daher kommen – ähnlich wie in den USA – viele „Gebärtouristinnen“, um ihr Kind in Südafrika zur Welt zu bringen. Allgemein gesprochen verschlechtern sich die Bedingungen in staatlichen Krankenhäusern infolge ihrer Überbelegung durch Ausländer ständig. Durch eine Öffnung der Grenzen würden sich die ethnischen Konflikte noch verschärfen, womöglich holen wir uns damit sogar einige der afrikanischen Bürgerkriege ins Land, die sich dann auf südafrikanischem Boden fortsetzen. Bei Ihnen in den USA sind es die Gangs, die sich gegenseitig bekriegen.

Zulu-Nationalismus lebt wieder auf

MERCER: Unter den Afrikaanern war Südafrika ein weitgehend christlich geprägter Nationalstaat europäischen Stils, in dem die Angehörigen zweier Rassen lebten. Inzwischen hat es sich dem Multikulturalismus verschrieben, einem „amerikanischen Radikalismus, der darauf abzielt, den Nationalstaat abzuschaffen und eine Art globalen Korporatismus und Sozialutopismus an seine Stelle zu setzen“, wie Sie sagen. Dieses neue Südafrika bezeichnen Sie als „afrosächsischen“ Staat. Was meinen Sie damit?

ROODT: Nun, ich glaube, daß die derzeitigen Entwicklungen in Europa meine Anmerkungen bestätigen. In Ländern wie Frankreich, den Niederlanden, Dänemark, Italien, Österreich oder Ungarn findet momentan so etwas wie eine Wiederbelebung des westlichen Geistes statt. Die Behauptung, der Nationalismus der Afrikaaner im 20. Jahrhundert sei einem ethnischen Nationalismus europäischen Stils entsprungen, ist eine Art Binsenweisheit. Objektiv und ohne moralische Hysterie betrachtet war die Apartheid ein Versuch, ebendiesen ethnischen Nationalismus in der südafrikanischen Stammeskultur einzuführen. Das hat bis zu einem gewissen Grad funktioniert und wirkt sich auch weiterhin aus. So ist zum Beispiel ein Wiederaufleben des Zulu-Nationalismus zu beobachten, und unter Jacob Zuma ist der ANC zu einem Vehikel für die Ambitionen und Interessen der Zulu geworden.

Den Produktiven wird weggenommen, den Geringqualifizierten gegeben

Zum Thema sozialstaatliche Utopie wäre noch anzumerken, daß die geistigen Väter der Apartheid unter anderem von der Angst vor einer Situation umgetrieben wurden, in der die produktiven Schichten der Hochqualifizierten die unproduktiven, verarmten und geringqualifizierten Bevölkerungsteile mitfinanzieren müßten, so daß beide letztlich gemeinsam in die Armut gestürzt würden. Diese Befürchtung hat sich inzwischen bewahrheitet – wobei sich diese Entwicklung dank Multikulturalismus und positiver Diskriminierung im Verborgenen abspielt, da niemand mehr genau weiß, wer den Reichtum tatsächlich erwirtschaftet und wer die Nutznießer sind.

Leider sind die USA offensichtlich imperialistisch gestimmt und bestrebt, ihr multikulturelles Modell weltweit zu exportieren und zwar sogar nach Europa, wo es noch echte Nationalstaaten gibt, in denen die Menschen eine gemeinsame Sprache sprechen, auf eine gemeinsame Geschichte zurückblicken und die noch nicht durch Einwanderung grundstürzend verändert worden sind. Wer das amerikanische Modell in seiner Extremform erleben will, in der Rasse und politische Korrektheit die alles bestimmenden Faktoren sind, braucht nur nach Südafrika zu kommen.

 

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