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Es geht um Milliarden: Chaotische Energiewende – Der deutsche Strom wird immer teurer

Es geht um Milliarden: Chaotische Energiewende – Der deutsche Strom wird immer teurer

Es geht um Milliarden: Chaotische Energiewende – Der deutsche Strom wird immer teurer

Strommasten in Wesseling bei Köln: Die Energiewende wird immer teurer und
Strommasten in Wesseling bei Köln: Die Energiewende wird immer teurer und
Strommasten in Wesseling bei Köln: Die Energiewende wird immer teurer. Foto: picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt
Es geht um Milliarden
 

Chaotische Energiewende – Der deutsche Strom wird immer teurer

Der energiepolitische Irrweg wird fortgesetzt. 2030 sollen 80 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Quellen stammen. Auf die Deutschen kommen weiter steigende Strompreise zu.
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Strom aus Sonne, Wind und Pipeline-Erdgas statt Atom- und Kohlekraft – das war der Energiewende-Plan. Mit den Sanktionen, dem Anschlag auf drei der vier Nord-Stream-Pipelines und der Ankündigung der Ukraine, ab 2025 kein russisches Gas mehr nach Europa weiterzuleiten, ist dieses Konzept gescheitert. Nun kommt die nächste Hiobsbotschaft: Der Import von teurem Flüssigerdgas (LNG) via Supertanker ist nicht so zuverlässig wie gehofft. Denn während Donald Trump noch das amerikanische Fracking-Gas anpries, hat nun Joe Biden verkündet, wegen der „Klimakrise“ vorerst keine neuen LNG-Export-Terminals mehr zu genehmigen

„Während dieser Zeit werden wir die Auswirkungen von LNG-Exporten auf die Energiekosten, die Energiesicherheit Amerikas und unsere Umwelt genau unter die Lupe nehmen“, so der US-Präsident vorigen Freitag. „Dies könnte für die bis zu 17 neu geplanten Terminals in den USA das Aus bedeuten“, hofft Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Das „gigantische Terminal Calcasieu Pass 2“ in Louisiana „mit seinen Verbindungen nach Deutschland“ sei wohl das erste auf der Liste, das Bidens Klima-Prüfung durchlaufen müsse.

Laut dem Energieverband BDEW kamen bislang 83 Prozent der LNG-Importe aus den USA. Aber wie sieht es im Winter 2024/25 aus? Die Golfstaaten können nicht kurzfristig einspringen. Als Folge ist international ein Preisanstieg für LNG erkennbar. Greenpeace sieht das hingegen als Chance: „Wirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck sollte dem Vorbild von Präsident Biden folgen und weitere LNG-Terminals an der deutschen Küste stoppen“, erklärte die Geographin und Campact-„Campaignerin“ Mira Jäger, die seit 2009 bei Greenpeace aktiv ist. „Verläßliche Energiesicherheit“ schüfen nur „erneuerbare Energien“, so die Berufsaktivistin, die auch schon Blockaden gegen die „Braunkohleinfrastruktur“ mitorganisierte.

Elektromobilität und Wärmepumpen vergrößern die Stromlücke

Doch trotz veränderter Genehmigungsverfahren und reduzierter Umweltauflagen gelingt es nicht, die Ausbauziele bei der Windenergie zu erreichen. Dabei sollen laut Ampelkoalitionsvertrag bis 2030 80 Prozent des deutschen Stroms aus „erneuerbaren“ Quellen stammen. Doch selbst dann klafft bei der gleichzeitigen Abschaltung der Kohlekraftwerke eine Versorgungslücke von zehn Gigawatt (GW; entspricht sieben AKW à la Isar 2 oder vier Braunkohlekraftwerke wie Boxberg in der Oberlausitz ) – bei optimalen Wetterbedingungen und einer nur geringen Gesamtverbrauchssteigerung. Bei mehr Elektromobilität und der Umstellung auf Wärmepumpen wäre die Stromlücke noch größer.

Deshalb sieht Habecks Kraftwerksstrategie von 2023 den Bau von 50 Gaskraftwerken mit einer Leistung von 25 GW bis 2030 vor. Knapp neun GW sollen Kraftwerke liefern, die ausschließlich mit Wasserstoff (H₂) betrieben werden können. Die benötigte H₂-Menge steht aber gar nicht zur Verfügung (JF 49/23). Da diese milliardenteueren Kraftwerke nur dem Ausgleich der schwankenden Ökostromproduktion dienen und den Import von ausländischem Strom senken sollen, würden sie nur eine relativ geringe jährliche Laufleistung aufweisen – deshalb rechnen sich Bau und Betrieb nicht. Daher muß Habeck Investoren mit umfangreichen Subventionen und Garantien locken – zu Lasten der Steuerzahler und/oder der Stromverbraucher.

Doch in Deutschland ist es illusorisch, ein 500-Megawatt-Kraftwerk in sechs Jahren zu planen, zu bauen und ans Stromnetz anzuschließen. Sie sollen dezentral gebaut werden. Doch bei den in Frage kommenden Gegenden ist oft weder eine für den H₂-Transport geeignete Infrastruktur noch ein ausreichender Stromnetzanschluß vorhanden. Für den Ausbau der Gasinfrastruktur kalkuliert die Bundesnetzagentur mit etwas weniger als 200 Milliarden Euro, was Experten für zu wenig halten.Je mehr Kommunen bei den anstehenden Wärmeplanungen (Folge des „Heizhammers“ Gebäudeenergiegesetz/GEG) mangels Fernwärme auf H₂ setzen wollen, desto höher der Bedarf an der Ertüchtigung der Gasnetze und der Preis für H₂.

Die Durchschnittsfamilie spürt die Preissteigerung

Nicht 209 Milliarden Euro bis 2037, sondern voraussichtlich 300 Milliarden bis 2045 sind laut jüngsten Aussagen der Bundesnetzagentur für den Ausbau der Stromübertragungsnetze notwendig. Dabei sind noch nicht einmal die Nord-Süd-Trassen fertig, die überschüssigen Windstrom von der Küste in die süddeutschen Industriegebiete übertragen sollen. Das 700 Kilometer lange Vier-GW-Projekt SuedLink setzt auf effiziente, aber teure unterirdische Gleichstromkabel – mit unabsehbaren Mehrkosten bis zur geplanten Fertigstellung 2028. Zu den Kosten der Großprojekte der vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz, Amprion, TenneT und TransnetBW kommen allerdings noch die Kosten für die Ertüchtigung und den Ausbau der engmaschigen Verteilnetze der Hoch-, Mittel- und Niederspannungsebenen darunter hinzu.

Laut einem Bericht der Bundesnetzagentur von 2022 ging es hier bislang „nur“ um 42,27 Milliarden Euro: Insgesamt seien von den 82 befragten Verteilernetzbetreibern „3.337 Einzelmaßnahmen mit einem Netzausbaubedarf in Höhe von 16,42 Milliarden Euro sowie zusätzlich durch die Zehn-Jahres-Planung der unteren Netzebenen ein Netzausbaubedarf in Höhe von 25,84 Milliarden Euro gemeldet“. Doch bereits heute ist es Stadtwerken und Tankstellen oft nicht möglich, die angefragten E-Auto-Ladesäulen zu errichten, weil dies die bestehenden Netze, insbesondere deren Steuerung, überfordert. Daher ist nun von 150 Milliarden Euro die Rede – also zusammen 450 Milliarden Euro.

Insgesamt gab es 2023 bundesweit 862 große, mittlere und kleine Verteilernetzbetreiber, die durch Umspannwerke untereinander und mit den vier Übertragungsnetzbetreiber verbunden sind. Daher gibt es regional unterschiedlich hohe Netzentgelte – aber einen klaren Trend: 2011, im Jahr des beschleunigten Atomausstiegs, lagen sie im bundesweiten Schnitt bei 5,75 Cent pro Kilowattstunde (kWh), 2023 bei 9,35 Cent. Und da die Ampel die versprochene Subventionierung der Netzentgelte von 5,5 Milliarden Euro für 2024 gestrichen hat, dürften es nun über zwölf Cent sein. Allein das wären etwa 120 bis 150 Euro mehr auf der jährlichen Stromrechnung für eine Durchschnittsfamilie.

JF 06/24

Strommasten in Wesseling bei Köln: Die Energiewende wird immer teurer. Foto: picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt
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Marc Jongen, ESN Fraktion
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