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Kölner Ganovenstück: „Den Dom beklaut man nicht“

Kölner Ganovenstück: „Den Dom beklaut man nicht“

Kölner Ganovenstück: „Den Dom beklaut man nicht“

Der Kölner Dom, das Wahrzeichen der Rheinmetorpole Foto: picture alliance/imageBROKER
Der Kölner Dom, das Wahrzeichen der Rheinmetorpole Foto: picture alliance/imageBROKER
Der Kölner Dom, das Wahrzeichen der Rheinmetropole Foto: picture alliance/imageBROKER
Kölner Ganovenstück
 

„Den Dom beklaut man nicht“

Der Schatz im Kölner Dom war 1975 Ziel eines Einbrechertrios. Mit einer filmreifen Leistung stahlen die Diebe Kunstschätze aus der Schatzkammer. Bei der Aufklärung des Verbrechens bekamen die Ermittler ausgerechnet Unterstützung aus der Unterwelt. Geld war mehr wert als die vermeintliche Ganovenehre.
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Die Geschichte, die sich in der Nacht vom 1. auf den 2. November 1975 in Köln zutrug, hatte alle Zutaten eines Gangsterfilms. Ein waghalsiger Einbruch, ein spektakulärer Kunstdiebstahl, eine Staatsanwältin mit dem Kampfnamen „Bloody Mary“ und schließlich ein glückliches Ende.

Ein jugoslawisch-italienisches Trio hatte einen Coup geplant, der auch den Panzerknackern aus den Mickey Mouse-Heften zur Ehre gereicht hätte. Über ein Gerüst kletterten die beiden Italiener am Kölner Dom hoch und gelangten durch einen Lüftungsschacht in die gotische Kathedrale. Dort seilten sie sich sechs Meter in die Domschatzkammer ab.

Der jugoslawische Haupttäter, der draußen Schmiere stand, hatte seine Komplizen genau instruiert, was sie stehlen sollten. Sie nahmen Juwelen und liturgische Prunkgestände im Wert von mehreren Millionen D-Mark an sich, darunter Monstranzen, Bischofsringe und Ketten.

Sonderkommission und Interpol jagten die Täter

Ein Mißgeschick hätte den spektakulären Kunstraub fast scheitern lassen. Als einem Täter eine Prunkmonstranz aus den Händen glitt, alarmierte das Scheppern die beiden Domwächter. Sie eilten zur Schatzkammer. Doch ohne Schlüssel standen sie vor der verschlossenen Tür. So konnten die Einbrecher entkommen.

In der Domschatzkammer werden die wertvollen Kultgegenstände in Vitrinen ausgestellt (Archivbild) Foto: (c) dpa
In der Domschatzkammer werden die wertvollen Kultgegenstände in Vitrinen ausgestellt (Archivbild) Foto: (c) dpa

Mit dem Fall wurde Maria Therese Mösch betraut. Sie hatte sich als erste Staatsanwältin in Nordrhein-Westfalen schon einen Namen gemacht. „Bloody Mary“ wurde die resolute Dame genannt.

Zur Aufklärung des Verbrechens wurde eine Sonderkommission eingerichtet und Interpol eingeschaltet. Dem Ermittlungsleitern war bald klar: „Es gibt in Köln nur einen, der so bescheuert ist, den Domschatz zu klauen: Lubomir E.“, erinnerte sich der damalige Kriminalpolizist Helmut Simon später gegenüber dem Kölner Stadt-Anzeiger.

50.000 D-Mark Belohnung halfen bei der Aufklärung

Der jugoslawische Kunsthändler war der Drahtzieher hinter dem Coup. Doch zunächst verlief die Fahndung ergebnislos. Im darauffolgenden Jahr gingen die beiden italienischen Fassadenkletterer der Schweizer Polizei ins Netz. Im Kofferraum ihres gestohlenen Wagens fanden die Beamten Teile des Schatzes. Sie mußten für jeweils fünf Jahre ins Gefängnis.

Der Anstifter hatte zunächst mehr Glück. Doch auch er konnte den Ermittlern nicht entkommen und wurde in Mailand geschnappt. Der entscheidende Tipp kam angeblich aus kriminellen Kreisen. Bei einer ausgesetzten Belohnung von 50.000 D-Mark war es mit Verschwiegenheit und der berüchtigten Ganovenehre nicht mehr weit her. Statt den geraubten Schatz zu Geld zu machen und sein Leben zu genießen, erwartete den 45jährigen eine siebeneinhalb Jahre lange Haftstrafe. „Den Dom beklaut man nicht“, kommentierte Simon den Fall rückblickend lapidar.

Eine Halbweltgröße trug das Kreuz

20 Jahre später versuchten Kriminelle es dennoch erneut. Diebe stahlen das silberne Vortragekreuz, das Lieblingskreuz von Joachim Kardinal Meisner aus der Domschatzkammer. In diesem Fall wandte sich der damalige Domprobst Bernard Henrichs direkt an die Kölner Halbwelt.

Der Zuhälter und ehemalige Türsteher Heinrich Schäfer, eine Bekanntheit im Rotlichtmilieu der Rheinmetropole, nutzte seine Kontakte, um das Kreuz wiederzubeschaffen. Laut Überlieferung der Kölner Boulevardpresse übergab er es höchstpersönlich dem Domprobst. Die ausgelobte Belohnung von 3.000 D-Mark lehnte er demnach mit den Worten „vom Dom nimmt man nicht, dem Dom gibt man höchstens“ ab. Das Angebot, daß eine Messe für ihn gelesen werde, nahm er jedoch an.

Der Kölner Dom, das Wahrzeichen der Rheinmetropole Foto: picture alliance/imageBROKER
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