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20. Juli: „Es muß ­gehandelt werden“

20. Juli: „Es muß ­gehandelt werden“

20. Juli: „Es muß ­gehandelt werden“

Tresckow
Tresckow
Gedenkveranstaltung für Henning von Tresckow am 19. Juli 2019 in Potsdam Foto: picture alliance/Nestor Bachmann/dpa/ZB
20. Juli
 

„Es muß ­gehandelt werden“

Henning von Tresckow war einer der führenden Köpfe des 20. Juli. Getrieben war der Offizier von preußischen Tugenden wie Wahrheitsliebe und Pflichterfüllung. Das Attentat auf Hitler wollte er um jeden Preis. Von Konrad Adam.
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Unter den Männern, die den verzweifelten Versuch unternahmen, Deutschland aus eigenem Vermögen von dem Tyrannen zu befreien, sticht der Name Henning von Tresckow hervor. Ähnlich wie er haben auch andere Offiziere, Beamte, Anwälte oder Gewerkschafter ihre Stellung dazu genutzt, das Schlimmste zu verhindern; kaum einer allerdings so konsequent und hartnäckig wie er. In den Kaltenbrunner-Berichten, die Hitler über Vorgeschichte und Verlauf des Attentats auf dem laufenden hielten, wird von Tresckow als der böse Geist des Unternehmens dargestellt, Joachim Fest hat ihn den neben Claus von Stauffenberg den bemerkenswertesten Akteur des militärischen Widerstandes genannt.

Alle, die Henning von Tresckow begegnet sind, berichten von einer auffälligen Harmonie zwischen Disziplin, Höflichkeit und Entschlossenheit. Er verband die Fähigkeit zu weitschauender Planung mit dem unbedingten Willen zur Tat. Unter den preußischen Tugenden standen ihm Wahrheitsliebe und Pflichterfüllung „bis zum letzten“ obenan, ohne sich darin freilich zu erschöpfen. Vom wahren Preußentum sei der Begriff der Freiheit nicht zu trennen, gab er seinen Söhnen aus Anlaß ihrer Konfirmation mit auf den Weg, es bestehe aus einer Synthese von Bindung und Freiheit, Stolz auf das Eigene und Verständnis für Anderes, Härte und Mitleid. So hat er seinen preußischen Traum formuliert – nur wenige Jahre, bevor dieser Traum unter den Trümmern der Niederlage verschwand und der Staat von der Landkarte getilgt wurde.

Kunst des nachgeholten Widerstands

Als Stabschef der Heeresgruppe Mitte, die den Hauptstoß gegen Moskau führen sollte, erfuhr er zu seinem Schrecken, wie sich ein Feldzug, der von beiden Seiten als Vernichtungskrieg geführt wurde, vom herkömmlichen Kriegs- und Kampfgeschehen unterschied. Daß er auf diese Erlebnisse nicht so reagierte, wie es unter den Bedingungen einer wohlgeordneten Demokratie zu erwarten gewesen wäre, wird ihm von den progressiven Tugendwächtern, die unter den deutschen Historikern obenauf sind, zum Vorwurf gemacht.

Über die Akten gebeugt, beurteilen sie eine ihnen fremd gewordene Vergangenheit nach den Maßstäben der Gegenwart; und sind irritiert, wenn die eine zu der anderen nicht paßt. Um selbst etwas größer dazustehen, versuchen sie sich in der Kunst des nachgeholten Widerstandes und senken den Daumen. Vorbilder sind anstrengend und deshalb nicht erwünscht. Am Wesentlichen sehen sie konsequent vorbei.

Von den tausend Zweifeln, Vorbehalten und Hindernissen, unter denen die Eidesbindung zwar nicht das einzige, für einen Soldaten aber doch gewichtigste war, wollen die Anhänger des linken Schemas nichts mehr hören. Daß man als Angehöriger der Wehrmacht, zumal in führender Stellung, den Sieg der deutschen Waffen gleichzeitig hoffen und fürchten konnte, finden sie unverständlich, ja verdächtig.

„Um jeden Preis“

Nachdem er seit der Ermordung Ernst Röhms eine innere Distanz zur politischen Führung der NSDAP aufgebaut hatte, avancierte Henning von Tresckow ab Herbst 1941 zu einem der maßgeblichen Akteure im militärischen Widerstand. Mehrmals unterstützte er Versuche, Hitler zu beseitigen – vergeblich. Stauffenbergs Frage, ob nach der Landung der Alliierten ein Umsturzversuch denn noch sinnvoll sei, wies er brüsk zurück: Das Attentat, ließ er bestellen, müsse erfolgen, „coûte que coûte“ (um jeden Preis). Sollte es nicht gelingen, so muß trotzdem gehandelt werden.

Denn es kommt nicht mehr auf den praktischen Zweck an, sondern darauf, daß die deutsche Widerstandsbewegung vor der Welt und vor der Geschichte unter Einsatz des Lebens den entscheidenden Wurf gewagt hat. Alles andere ist daneben gleichgültig.“
Unglücklich das Volk, das Helden nötig hat, wird ein bekannter Dichter gern zitiert. Unglücklicher ein Volk, wäre zu ergänzen, das Helden nötig hatte, aber nichts mehr von ihnen wissen will.

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Dr. Konrad Adam, Jahrgang 1942, war Feuilletonredakteur der FAZ und Chefkorrespondent der Welt. Adam gründete die Alternative für Deutschland mit und war bis Juli 2015 einer von drei Bundessprechern.

JF-Sonderheft – Patrioten gegen Hitler

Gedenkveranstaltung für Henning von Tresckow am 19. Juli 2019 in Potsdam Foto: picture alliance/Nestor Bachmann/dpa/ZB
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