Bei „Hupo“ (Human Proteome Organisation) haben die Deutschen das Gehirn ergattert. Professor Joachim Klose von der Charité in Berlin soll zusammen mit Helmut Meyer aus Bochum die 12.000 Proteine entschlüsseln, die den Gehirnstoffwechsel bestimmen. Wir möchten uns genauer nach den beiden Wissenschaftlern erkundigen und starten eine Suche im Internet. Was wir finden, ist alles in englischer Sprache gehalten. Ein deutscher Professor, der in Deutschland lehrt, präsentiert sich auf einer englischen Homepage – nicht etwa deutsch und englisch, sondern ausschließlich. Das ist natürlich eine Unverschämtheit, ein Skandal und Zeichen allgemeinen Kulturverfalls. Andererseits ist es nicht zu ändern. Plötzlich freut man sich, in der Schule sechs Jahre getriezt worden zu sein. Trotzdem ist die fremde Sprache bei einem ohnehin schwierigen Text lästig. Stellen wir uns vor, die Kulturimperialisten kämen aus China. Dann müßten wir mit dem Chinesischunterricht nicht erst in der Oberschule beginnen, sondern am besten schon in der Krabbelgruppe. Denn wie man hört, ist der besondere Singsang später nicht mehr zu erlernen. Und im Unterschied zum Englischen wirkt schlechte Aussprache hier sinnentstellend. Das gewohnte Vorgehen des Sprachbewußten, gegen das Ausländische ideologisch zu wettern und sich praktisch doch irgendwie durchzuwursteln, würde spätestens beim Chinesischen an seine Grenzen stoßen. Dann ließe sich die Frage nicht mehr vermeiden: „Warum müssen wir deren Kauderwelsch pauken und nicht umgekehrt?“ Bei Joachim Klose & friends ist die Antwort einfach: Weil seit 50 Jahren in ständig steigendem Umfang amerikanische Wissenschaftler bahnbrechende Erkenntnisse veröffentlicht haben. Die führenden naturwissenschaftlichen Zeitschriften, Nature und Science, erscheinen durchweg in Englisch. Mehrsprachige Ausgaben sind überflüssig. Der Bereich ist so stark vom englischen Sprachraum dominiert, daß es den Ausländern überlassen bleibt, ob sie sich in die englisch geführte Diskussion einschalten oder in der Provinz bleiben. Das nennt man Hegemonie. Sie ergibt sich nicht nur aus den ursprünglichen Stärken des Wissenschaftsstandorts USA, sondern auch aus dem erarbeiteten Ruf, der die Besten aus der ganzen Welt anzieht. Wollte man die rassische Zusammensetzung der Forscherelite untersuchen, so wäre die Vorherrschaft des WASP wohl schon stark angekratzt. Neben der jüdischen Intelligenz bevölkern Japaner, Inder und nicht wenige Deutsche die amerikanischen Labors. Und selbst Heimattreue wie Klose und Meyer müssen mit fremden Schnäbeln schnattern. Gelänge es uns Deutschen, wenigstens auf einem Gebiet die Führung zu übernehmen – und sei es nur bei Fitness, Wellness, Beauty oder Anti-Aging -, so bestimmten wir dort auch die Ausdrucksweise. Anspruch ohne Leistung hingegen hat mit Nationalbewußtsein nichts zu tun.