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Frühjahrsprognose 2025: Diese Zahlen alarmieren – Wirtschaft weiter auf Talfahrt

Frühjahrsprognose 2025: Diese Zahlen alarmieren – Wirtschaft weiter auf Talfahrt

Frühjahrsprognose 2025: Diese Zahlen alarmieren – Wirtschaft weiter auf Talfahrt

Ein Elektrofahrzeug des deutschen Autokonzerns VW in Emden bei der Fertigstellung. Die Wirtschaft geht bergab.
Ein Elektrofahrzeug des deutschen Autokonzerns VW in Emden bei der Fertigstellung. Die Wirtschaft geht bergab.
VW-Werk in Emden (Symbolbild). Foto: IMAGO / Chris Emil Janßen.
Frühjahrsprognose 2025
 

Diese Zahlen alarmieren – Wirtschaft weiter auf Talfahrt

Die Frühjahrsprognose für die deutsche Wirtschaft malt ein düsteres Bild. Vor allem der Arbeitsmarkt schwächelt weiter. Wie wird der andauernde Abwärtstrend begründet?
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BERLIN. Die führenden Wirtschaftsinstitute Deutschlands haben im Frühjahrsgutachten ihre Konjunkturprognose deutlich nach unten revidiert. Das erwartete Wirtschaftswachstum korrigierten die Experten von 0,8 auf 0,1 Prozent. Erst 2026 erwarten die Institute in ihrer Diagnose wieder ein Wachstum von 1,3 Prozent.

Besonders die Lage auf dem Arbeitsmarkt hat sich spürbar verschlechtert. Seit Mitte 2022 sind demnach 400.000 Menschen mehr erwerbslos. Dies entspricht einer Erhöhung um 20 Prozent. Die Arbeitslosenquote soll von 2024 auf 2025  von sechs Prozent auf 6,3 Prozent ansteigen. Somit wären im Jahr 2025 mit 2,95 Millionen Personen 150.000 mehr Menschen ohne Arbeit als noch im Vorjahr. Auch im Jahr 2026 soll die Arbeitslosenquote auf einem ähnlich hohen Niveau von 6,2 Prozent bleiben.

Der Stellenabbau ist dem Bericht nach vor allem in der Industrie, dem Baugewerbe und im privaten Dienstleistungssektor zu verzeichnen. Auf der anderen Seite nahm die Beschäftigung im öffentlichen Dienst, dem Gesundheitsbereich und in der Erziehung zu.

Steigende Verbraucherpreise und hohe Staatsschulden

Die Verbraucherpreise sollen wie im Vorjahr um 2,2 Prozent steigen. Die Inflation steigt der Prognose zufolge im kommenden Jahr um ein ähnliches Niveau von 2,1 Prozent im Vergleich zu 2025.

Die Neuschulden sollen 2025 zwar um fünf Milliarden auf 113,5 Milliarden reduziert werden, sollen aber 2026 auf ein Rekordhoch von 144,2 Milliarden Euro ansteigen. Darin sehen die Institute ein Risiko für privaten Konsum und Investitionen.

Außenwirtschaft sinkt, Produktivität steigt

Das Leistungsbilanzsaldo, also der wirtschaftliche Austausch mit dem Ausland, sinkt um fast 90 Milliarden Euro von 246,7 Milliarden im Vorjahr auf 157,8 Milliarden Euro 2025. Im kommenden Jahr soll es um weitere 22 Milliarden Euro fallen. Damit verdient Deutschland immer weniger Geld durch das Ausland, was unter anderem auf einen Rückgang der Exporte schließen läßt.

Die Lohnstückkosten, die sich aus den Lohnkosten geteilt durch die Stückzahl der Produkte ergeben, sollen von 5,5 Prozent im Vorjahr auf 3,1 Prozent 2025 sinken. Ebenso im kommenden Jahr sollen sie um weitere 1,7 Prozent fallen, was auf eine erhöhte Produktivität hindeutet.

Große Unsicherheiten

Als Begründung für die fortlaufend schwächelnde Wirtschaft gab der Konjunkturchef des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI), Torsten Schmidt, einerseits „die geopolitischen Spannungen und die protektionistische Handelspolitik der USA“ an, andererseits den „verstärkten internationalen Wettbewerb – vor allem aus China“, dem deutsche Unternehmen zusätzlich ausgesetzt seien.

Nach Einschätzung der Wirtschaftswissenschaftler gefährden die geplanten US-Zölle zudem die Preisstabilität. Kurzfristig würden die zusätzlichen Zölle der USA auf Aluminium-, Stahl- und Kfz-Importe nach Einschätzung der Experten das deutsche BIP in diesem und kommendem Jahr um je 0,1 Prozentpunkt verringern. Sie „verschärfen die ohnehin angespannte wirtschaftliche Lage in Deutschland“, warnte RWI-Konjunkturchef Schmidt.

Strukturelle Probleme im Inland

Die Unsicherheiten im Inland seien vor allem struktureller Natur, „wie der Fachkräftemangel und hohe bürokratische Hürden auf den Wachstumskräften“, ergänzte Schmidt. Auf die noch vom alten Bundestag und Bundesrat beschlossene Neuverschuldung blickten die Institute mit Vorsicht, da noch unklar sei, wie genau die Ausgaben verteilt und genutzt würden.

Eine bloße Erhöhung der Staatsausgaben löse die wirtschaftlichen Probleme nicht. Es brauche vor allem Reformen des Sozialsystems, das sich an den demographischen Wandel anpassen müsse, betonten die Wirtschaftsexperten.

Die Gemeinschaftsdiagnose wird zweimal pro Jahr vom Wirtschaftsministerium beauftragt und im Frühjahr und Herbst veröffentlicht. Beim diesjährigen Frühjahrsgutachten haben unter anderem das ifo-Institut, das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) und das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) mitgewirkt. (rsz)

VW-Werk in Emden (Symbolbild). Foto: IMAGO / Chris Emil Janßen.
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