FRANKFURT AM MAIN. Mehr als drei Viertel der zwischen 2021 und 2023 verlorenen Anteile deutscher Unternehmen am Exportmarkt gehen auf abnehmende Wettbewerbsfähigkeit zurück. Nur ein kleinerer Teil entfällt auf mangelnde Nachfrage, heißt es in dem am Montag veröffentlichten Monatsbericht der Bundesbank. Demnach wäre das Bruttoinlandsprodukt Deutschlands ohne die Marktanteilsverluste von 2021 bis 2024 rund 50 Prozent stärker gewachsen, was 2,4 zusätzlichen Prozentpunkten entspricht.
Die Ergebnisse deuteten den Autoren zufolge auf „grundlegende strukturelle Herausforderungen“ hin. Dazu zählen unter anderem zunehmende Bürokratie und Steuerlast, die der Europäischen Investitionsbank zufolge für jedes zweite Unternehmen ein Investitionshemmnis darstelle. Um dem entgegenzuwirken, sollten etwa „unnötige Bürokratielasten“ abgebaut werden. Gleichwohl zeige sich, daß in Deutschland besonders viele Unternehmen über Arbeitskräftemangel klagten. Hier plädiert die Bundesbank für den Abbau von Hürden bei der Fachkräftezuwanderung.
Deutsche Exporte stiegen nur leicht im Mai
Vergangene Woche hatte das Statistische Bundesamt gemeldet, der Wert der deutschen Exporte im Mai 2025 sei um 0,4 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen. Allerdings gingen die Ausfuhren in die Vereinigten Staaten um 13,8 Prozent zurück, die nach China um 2,9 Prozent und jene in die Eurozone um 2,2 Prozent.
Im November hatte das ifo-Institut für Wirtschaftsforschung die jährlichen Bürokratiekosten für die deutsche Wirtschaft auf bis zu 146 Milliarden Euro beziffert. Demnach würde bereits eine Umstellung der Prozesse auf digitale, internetbasierte Verwaltungsprozesse nach dänischem Vorbild fast zwei Drittel dieser Summe kompensieren. „Allerdings ergeben die Schätzungen auch, daß der Effekt eines grundlegenden Bürokratieabbaus doppelt so groß ist wie der eines Digitalisierungsschubs“, heißt es in der Studie. Dazu zählten auch die EU-Richtlinien, die 57 Prozent des bürokratischen Erfüllungsaufwands pro Jahr ausmachten. (kuk)