BRÜSSEL. Bei einem Treffen in Brüssel haben sich am Donnerstag die Staats- und Regierungschefs von 37 Ländern getroffen, um sich für den schnelleren Ausbau und eine einfachere Finanzierung von Kernkraftwerken einzusetzen. Deutschland, das als einziges Industrieland aus der Nuklearenergie ausgestiegen ist, war nicht eingeladen. Erst kürzlich hatte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bekräftigt, daß sein Land die friedliche Nutzung von Kernkraft kategorisch ablehne.
„Wir verpflichten uns dazu, das Potential der Nuklearenergie voll auszuschöpfen“, heißt es in der gemeinsamen Erklärung. Strom aus Atomkraftwerken sei für die Verringerung klimaschädlicher CO₂-Emissionen unerläßlich, erklärten die Politiker. Darunter waren unter anderem die Staats- und Regierungschefs aus Frankreich, Belgien, den Niederlanden und Polen sowie hochrangige Vertreter aus den USA, China und Japan.
Die Politiker forderten nicht nur den Bau neuer Kernkraftwerke, sondern auch die Verlängerung der Laufzeit bestehender Anlagen. Außerdem wollen sie schnell neue und kleinere Reaktoren bauen. Von der Weltbank verlangten sie, den Bau solcher Anlagen stärker zu unterstützen. Gleichzeitig kritisierten sie, daß die Finanzierung erneuerbarer Energie bislang bevorzugt behandelt werde.
EU soll Kernkraftwerke bezahlen
Auch die EU solle sich an den Kosten für die neuen Kernkraftwerke beteiligen oder diese sogar ganz übernehmen, sagte der belgische Premierminister Alexander de Croo. Belgien hat derzeit die EU-Ratspräsidentschaft inne.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sagte, Kernkraft könne eine wichtige Rolle beim ökologischen Umbau der EU zu mehr Klimaschutz spielen. Gleichzeitig kritisierte die CDU-Politikerin: „Viel zu oft war der Bau neuer Kernkraftwerke mit erheblichen Mehrkosten und Verzögerungen verbunden.“ Eine Mehrheit von 14 EU-Mitgliedsstaaten ist inzwischen Teil eines Kernkraft-Bündnisses unter französischer Führung. Auch hier spielt Deutschland keine Rolle. (fh)