BERLIN. Die Umsätze der Bio-Lebensmittelmärkte sind im vergangenen Jahr um mehr als zwölf Prozent eingebrochen. Die namhaften Ketten „Basic“ und „Super-BioMarkt“ befinden sich sogar in der Insolvenz. Um die massiven Verluste zu stoppen, fordert der Bundesverband Naturkost Naturwaren (BNN) radikale Schritte von der Politik.
„Die Absenkung der Mehrwertsteuer auf null Prozent für Produkte mit dem Bio-Siegel ist eine erste Stellschraube, mit der die Bundesregierung zum einen mehr gesunden und nachhaltigen Konsum fördern und zum anderen Verbraucher finanziell entlasten kann“, sagt BNN-Geschäftsführerin Kathrin Jäckel.
Bio-Läden fordern „Pestizidabgabe“
Außerdem will sie, daß die Politik eine „Pestizidabgabe“ einführt. Diese soll herkömmliche Lebensmittel verteuern und so den Preisunterschied zur Bioware weiter verringern. Diese würde die Inflation weiter antreiben. Außerdem soll der Bund den Bioanteil in seinen Kantinen erhöhen: „Es ist höchste Zeit, daß genau die Unternehmen gefördert werden, die nachhaltig und umweltschonend Lebensmittel und Alltagsgüter produzieren und die Unternehmen stärker belastet werden, die durch ihre Produktion Umweltschäden auf Kosten der Allgemeinheit verursachen.“
Insgesamt hat die Branche 2022 acht Prozent ihrer Kunden verloren, die verbliebenen kauften fünf Prozent weniger ein. Der Umsatz fiel von 4,4 Milliarden im Jahr 2020 über 4,2 (2021) auf nun 3,8 Milliarden Euro. Und das obwohl die Bio-Lebensmittel im Vergleich der Jahre immer teurer geworden sind.
Ende der Corona-Politik trifft Branche
Zu den Verlierern zählen vor allem die großen Ketten. Kleine Läden mit weniger als 100 Quadratmetern Fläche konnten ihre Kunden weitgehend halten. „Basic“ und „Super-BioMarkt“ haben ihre Insolvenz unter einem sogenannten „Schutzschirmverfahren“ beantragt. Bei dieser Form kann das bisherige Management unter Aufsicht eines Sachwalters eine Restrukturierung umsetzen.
Der BNN macht für den Absturz den „russischen Angriffskrieg auf die Ukraine“ und die daraus folgende „dramatisch gestiegene Inflation“ verantwortlich. Zudem habe das Ende der Corona-Einschränkungen dazu geführt, daß die Deutschen wieder häufiger in Kantinen, Restaurants oder auf Urlaubsreisen essen. Aber dort hätten sie oft keine Möglichkeit, ökologisch erzeugte Lebensmittel zu bestellen. (fh)