BERLIN. Der Dachverband der Betriebskrankenkassen (BKK) hat vor drohenden Finanzengpässen gewarnt. Allein im kommenden Jahr wäre das Defizit der Krankenkassen bis zu sieben Milliarden Euro betragen, warnte BKK-Vorstandsmitglied Anne-Kathrin Klemm gegenüber dem Handelsblatt. „Die Versicherten werden bei steigenden Beiträgen und wachsender Unzufriedenheit mit der Versorgung hinterfragen, wofür sie eigentlich mehr Geld zahlen.“
Durch die Konjunktur und steigende Arbeitslosigkeit gebe es laut Klemm große Risiken für die Einnahmen. Eine Finanzanalyse des BKK-Dachverbandes kommt laut Klemm zum Ergebnis, daß der Zusatzbeitrag im Jahr 2024 um bis zu 0,4 Prozentpunkte angehoben werden müßte, um das System zu stabilisieren.
Krankenhausreform als Risikofaktor
Die kommenden Beitragserhöhungen bezeichnete das Vorstandsmitglied als „Bankrotterklärung der Bundesregierung“. Zu den größten Ausgabenrisiken zählt sie die geplante Krankenhausreform von Karl Lauterbach: „Die Länder rufen nach mehr Geld, unter anderem für einen Strukturfonds. Diese Kosten dürfen nicht den Krankenkassen aufgebürdet werden“, unterstrich Klemm. Zu den weiteren Herausforderungen zählte sie die inflationsbedingten Kostenerhöhungen bei Arzneimitteln sowie im ambulanten Bereich. Als Beispiel für das Letztere nannte sie die höheren Ärztehonorare.
Sorgen macht sich auch der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, Rainer Dulger. Er betonte, das deutsche Gesundheitswesen sei das teuerste in der EU. „Wir haben daher kein Einnahmen-, sondern ein Ausgabenproblem“, sagte er der Zeitung und warf dem Bundesgesundheitsminister den fehlenden Reformwillen vor, um „die Spirale ständig steigender Beitragssätze zu stoppen“. (kuk)