BERLIN. Eine Studie der Bertelsmann-Stiftung hat vor einer Erhöhung der Sozialversicherungsbeiträge sowie einem Anstieg der Arbeitslosigkeit gewarnt. Ab 2035 könnten die Sozialabgaben rund die Hälfte des Einkommens der Beschäftigten ausmachen, wie aus einer Erhebung des Ökonomen Martin Werding von der Ruhr-Universität Bochum im Auftrag der Stiftung hervorgeht.
Werdings Berechnungen zufolge werden die Sozialabgaben von derzeit 39,8 Prozent bis 2035 auf knapp 48 Prozent ansteigen. Hinzu kommt für die Erwerbstätigen noch die Lohnsteuer.
Staat droht Überschuldung
Grund für die Prognose sei die Überalterung der Bevölkerung. Während derzeit jedem Rentner drei Personen im erwerbsfähigen Alter gegenüberstünden, werde sich das Verhältnis in rund 13 Jahren auf 1:2 ändern.
Dieser Prozeß erreiche mit dem Ausscheiden der Babyboomer-Generation aus dem Arbeitsmarkt demnächst eine „akute Phase“. Das könne der Staat nicht lange tragen, langfristig drohe die Überschuldung. Selbst eine kurzfristige Erhöhung der Geburtenrate könne die Entwicklungen nicht mehr aufhalten.
Arbeitslosenquote könnte auf 9,2 Prozent steigen
Trotz eines wachsenden Fachkräftemangels sei aufgrund der steigenden Lohnnebenkosten für die Arbeitgeber auch mit mehr Arbeitslosen zu rechnen. Bis 2040 könnte die Quote gemäß der Studie bei 9,2 Prozent liegen. Derzeit sind 5,2 Prozent der Deutschen nicht erwerbstätig.
Vergangene Woche hatte bereits das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) vor drohenden „spürbaren Wohlstandsverlusten“ in Milliardenhöhe aufgrund der Überalterung der Bevölkerung gewarnt. Die IW-Forscher prognostizieren der deutschen Wirtschaft einen Gesamtschaden in Höhe von 326 Milliarden Euro, wenn die Bundesregierung keine Maßnahmen ergreife. (zit)