LONDON. Die Bundesrepublik Deutschland hat nicht genügend Käufer für eine Staatsanleihe gefunden. Es handelte sich um eine Anleihe im Gesamtvolumen von sechs Milliarden Euro. Damit ist das Vertrauen in die Zahlungsfähigkeit des deutschen Staates beeinträchtigt. Bislang hatte Deutschland als letzter Staat der Eurozone dem Mißtrauen der Finanzmärkte getrotzt.
Die Schuldenkrise der Euro-Staaten tritt damit in einer neue Phase ein. Die Bundesrepublik lieht sich Geld am Finanzmarkt, um ihren Verpflichtungen nachzukommen. In der Regel finden sich so viele Käufer, daß der Staat alle Anleihen verkauft. Gelingt ihm dies nicht – so wie jetzt – so muß er ein neues Angebot unterbreiten und höhere Zinsen zahlen.
Die Anleihe, die nun teilweise unverkäuflich war, sollte eine Laufzeit von zehn Jahren haben, berichtet der Wirtschaftsnachrichtendienst Bloomberg. Es fanden sich aber nur Käufer für 3,889 Milliarden Euro – statt für sechs Milliarden. Mit anderen Worten: Auf 35 Prozent der Summe blieb der Staat sitzen, weil niemand das Risiko eingehen und die Papiere ordern wollte. Der Zins lag bei 1,98 Prozent.
Eurobonds werden zu Stabilitätsbonds
„Es ist besorgniserregend, daß die beste Bonität Europas sich nicht im geplanten Umfang refinanzieren konnte“, zitiert die Financial Times Deutschland den Finanzexperten Ralf Umlauf von der Helaba. „Wir werten das als Mißtrauensvotum gegen die Euro-Zone.“ Andere Analysten charakterisierten das Ergebnis der Auktion als „Zeichen, daß die Euro-Krise jetzt auch Deutschland erreicht habe“ und als „absolutes Desaster“.
Trotz des mangelnden Vertrauens selbst in die solventen Einzelstaaten wie Deutschland, hält die EU-Führung unbeirrt am Ziel sogenannter Eurobonds – oder neuerdings euphemistisch „Stabilitätsbonds“ – fest. EU-Präsident José Manuel Barroso will heute seinen Vorschlag dazu präsentieren. (rg)