Wenn die Deutschen literweise Mineralwasser (pro Kopf und Tag bald 0,4 Liter) vom Supermarkt nach Hause schleppen, tun sie dies eigentlich nur aus Geschmacksgründen. Denn das hiesige Trinkwasser ist qualitativ hochwertig – fast superrein. Dasselbe gilt im großen und ganzen auch für das Badewasser. Dies bestätigte erneut der jährliche Badewasserbericht der EU, der im Juni veröffentlich wurde. Im Vergleich zum Vorjahr, hat sich die Qualität des Wassers an den europäischen Stränden sogar leicht verbessert: 99 Prozent der Küstengewässer erfüllten jetzt die Mindeststandards, die 1976 durch eine EU-Richtlinie festgelegt wurden. Die Qualität der deutschen Binnengewässer hat sich dagegen etwas verschlechtert. Der EU-Bericht kritisierte außerdem, daß bestimmte Strände, auch in Deutschland, seit dem letzten Jahr aus der amtlichen Liste der ausgewiesenen Badegebiete einfach gestrichen worden sind. Auf diese Weise würden Verschmutzungsprobleme kaschiert und die Werte künstlich verbessert. Um aktuelle Informationen über die Wasserqualität zu erhalten, sind die EU-Länder verpflichtet, alle zwei Wochen Wasserproben zu nehmen und diese auf Kolibakterien und andere Verschmutzungen hin zu untersuchen. Auch wenn die meisten Seen und Flüsse hierzulande sauber sind, wurden einige Gewässer gesperrt, da die Wasserqualität dort nicht ausreichte, um eine Badeerlaubnis zu erteilen. Der Grund: Ein durchschnittlicher Schwimmer schluckt beim Baden im Schnitt fünfzig Milliliter Wasser – Kinder oft sogar ein Vielfaches mehr. Wenn das Wasser gesundheitsgefährdend ist, reicht es nicht, die Badegäste darauf aufmerksam zu machen, sondern die Verantwortlichen Behörden müssen die verseuchten Strände schließen. Was wie Überregulierung klingt, ist oft eine dringende Notwendigkeit. Denn in verschmutzten Gewässern findet sich eine Vielzahl von Krankheitserregern. Diese Viren, Bakterien, Einzeller und Würmer können sowohl direkt durch menschliche und tierische Fäkalien als auch indirekt über Abwässer oder Abschwemmungen in die Badeseen gelangen. So wurden in deutschen Gewässern bereits Polioviren, Hepatitis-A-Viren und vielerlei gefährliche Bakterien, wie zum Beispiel Salmonellen gefunden. Die Folgen für den Menschen sind vielfältig. Sie reichen von Durchfall, Erbrechen, Übelkeit, Fieber, Hautausschlägen, Atemwegsinfektionen bis hin zu teils lebensgefährlichen Organschäden. Dennoch sind solche Krankheitserreger an den meisten hiesigen Stränden immer noch Ausnahmen. Um sich dort eine Krankheit zu holen, braucht es meist einen unglücklichen Zufall. Anders ist es bei den meisten Plastikplanschbecken. Hier ist das Gesundheitsrisiko erstaunlich hoch, wenn auch in anderer Hinsicht. Die Zeitschrift Ökotest (7/2006) hat in zehn von zwölf solcher Kinderbecken gefährliche Weichmacher in erhöhter Konzentration gefunden. Nun hat auch der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) auf diese gesundheitsschädigenden Chemikalien aufmerksam gemacht. „Einige der gefundenen Chemikalien sind bereits in Kinderspielzeug verboten, da sie schon in winzigen Dosen ihre schädliche Wirkung entfalten können“, warnte der BUND-Geschäftsführer Gerhard Timm. Er rate deshalb Eltern davon ab, ihre Kinder zur Abkühlung ins Planschbecken zu setzen. Die gefährlichen Weichmacher lösten sich gerade bei sommerlicher Hitze aus dem Plastik und könnten durch den Mund, aber auch durch direkten Hautkontakt in den Körper gelangen. Mit den Weichmachern ist nicht zu spaßen. Hier geht es nicht mehr um bloße Übelkeit oder Bauchschmerzen. Die sogenannten Phthalate beeinträchtigen die Fortpflanzungsfähigkeit, können Leber und Nieren schädigen und stehen im Verdacht Krebs zu erzeugen. Zudem enthielten elf der getesteten Planschbecken giftige, zinnorganische Verbindungen, darunter das besonders gefährliche Tributylzinn, welches laut BUND nachweislich das Immun- und Hormonsystem schädigt. Einige Hersteller hätten nun solche Weichmacher ersetzt. Die Ersatzstoffe selbst seien allerdings noch nicht ausreichend getestet worden. Derzeit wird auf EU-Ebene an der Chemikalienrichtlinie „Reach“ (Registrierung, Evaluierung, Autorisierung von Chemikalien) gearbeitet (JF 25/05). Damit sollen die momentanen gesetzlichen Lücken geschlossen werden – hoffentlich bald. Informationen über die Badewasserqualität finden sich im Internet. Beim Bundesumweltministerium: www.bmu.de/gesundheit_und_umwelt/badegewaesser/doc/3553.php Bei der EU (nur auf Englisch): https://ec.europa.eu/water/water-bathing/index_en.html Beim Europäischen Verbraucherzentrum: www.evz.de/UNIQ115330w828123103/doc1031A.html
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