Renate Künast siegte – wenn auch erst in ihrer zweiten Amtsperiode. Aber mit der jetzt vom Bundesrat gebilligten Agrarreform kommt die Bundesministerin für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft ihrem Ziel „mehr Klasse statt Masse“ ein ganzes Stück näher. Entkopplung heißt das eine Konzept, bei dem Bauern nicht mehr für ihre Produkte, sondern nach der bewirtschafteten Fläche subventioniert werden. Cross Compliance das andere, wonach die Gelder nur dann fließen, wenn dabei Umwelt- und Tierschutz greifen. Es war ein schweres Stück Arbeit für Künast und ihre Schergen, der konventionellen Klientel im gehobenen Bauernstand dieses Agrarmodell als neues Dogma zu verkaufen. Zudem wehte ihr in den Vorrunden der Agrarreform aus Deutschlands Süden ein scharfer Wind entgegen. Allen voran der vehemente Streiter und bayerische Landwirtschaftsminister Josef Miller, der sich – bekräftigt durch seine Pendants aus Hessen und Sachsen – mit einer betriebsindividuellen Lösung für seine Bauern ins Zeug legte. Damit setzte er auf eine für die Landwirtschaft vermeintlich verträglichere Variante, für die übrigens nicht nur agrarrelevante Länder wie etwa Frankreich oder Niederlande votierten, sondern die komplette EU. Geholfen hat es aber letzten Endes wenig und der Fahrplan steht: Ab 2013 gilt das nun favorisierte und mit Hektarprämienrechten bestückte Regionalmodell. Bis dahin werden sich die Landwirte in einer Anpassungsphase – dem sogenannten Gleitflug – an ein kompromißloses Regelwerk gewöhnen müssen. Ein Pyrrhussieg für Künast, sollte es für Großagrarier ein Flug in höhere Sphären, für kleine Familienbetriebe dagegen ein Absturz ins Bodenlose werden.