Papiererzeugnisse werden viele gedruckt, ob sie alle gelesen werden, ist eine andere Frage. In einem gewöhnlichen Mietshaus jedenfalls stapeln sich Wochenblättchen innerhalb weniger Tage kistenweise im Treppenhaus. Das reicht aus, um bei einem Umzug das ganze Geschirr auszustaffieren. Überflüssiger Papierkram -warum soll man drucken, was zu etwa 90 Prozent ungelesen im Altpapier landet? Aber es kommt noch schlimmer, wenn man bedenkt, wie viele Umzugskartons die Utensilien einer Kleinfamilie füllen: 80 Stück sind da schon wenig, 100 eher Durchschnitt, 120 keine Seltenheit. Vor der neuen möblierten Wohnung darf man sich dann fragen, warum man so viele Sachen auspacken soll, zu denen einem spontan gar nicht einfällt, wozu man sie eigentlich alle brauchen soll. Vieles wird in der Tat gekauft und dann selten bis gar nicht genutzt. Eine Neuerscheinung des Verlages für Sozialwissenschaften (VS), wie die Verschmelzung aus Leske+Budrich und Westdeutscher Verlag heißt, handelt sogar vom hiesigen „Konsumterror“. Das heißt logischerweise, man wird in Deutschland angeschnallt und mit einem Trichter zum Konsum gezwungen. Solche Floskeln stammen aus APO-Zeiten, in denen der Rechtsstaat denunziert werden sollte. Wie wäre es denn statt mit Terror mit dem Sammlertrieb des Menschen, um die Überflußgesellschaft zu erklären, in der der Wohlstandsmüll turmhoch wächst? Der Baumarkt OBI hat das längst erkannt und spricht in einem Werbeslogan unumwunden aus: „Nicht weniger ist mehr. Mehr ist mehr.“ Bei jedem Umzug wäre dann aber doch weniger mehr gewesen. Allzumenschlich, unsere Überflußgesellschaft.
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