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„Rückkehr zu erfolgreichen Traditionen“

„Rückkehr zu erfolgreichen Traditionen“

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„Rückkehr zu erfolgreichen Traditionen“

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Herr Nakamura, während des Irak-Krieges leistete Japan keinen militärischen Beitrag, Ihr Land stand aber diplomatisch auf der Seite der Amerikaner und Briten. Japan gehörte zur „Koalition der Willigen“, obwohl 80 Prozent der Japaner gegen den Irak-Krieg waren. Ist Japan immer noch so abhängig von den USA, daß es zu keiner eigenen Außenpolitik fähig ist? Nakamura: Die derzeit führenden deutschen Politiker verhielten sich in der Irak-Krise bislang sehr „geschickt“ – schließlich hat Deutschland im vergangenen Jahrhundert zwei Kriege verloren. Aber angesichts der jetzigen militärischen Situation, speziell in Ostasien, gibt es für Japan keine andere Wahl, als auf die militärische Stärke der USA zu setzen. Diese Abhängigkeit betrifft nur die politische und militärische Ebene. Wirtschaftlich gesehen hängen die USA hingegen von Japan ab. Die Mittelmächte wie Deutschland und Frankreich könnten zusammen mit Großbritannien, Spanien und Italien gemeinsam gegenüber den Amerikanern eine europäische Position behaupten, aber in Asien ist dies kaum möglich. Japan ist zwar die führende Wirtschaftsmacht Asiens, jedoch ist die militärische Stärke Chinas weitaus größer als die Japans. Der Irak-Krieg hat die objektive Situation um Japan herum kaum verändert. Die USA hängen wirtschaftlich von Japan ab? Ihr Land befindet sich doch seit Jahren in einer Wirtschaftskrise. Durch die fortschreitende Globalisierung wird die japanische Wirtschaft zur „Umstrukturierung“ gezwungen. Nakamura: Die Globalisierung ist nur eine Logik der Starken. Wer seine Schwäche zeigt, wird umgehend geschlagen. Ich bezweifle, daß Japan überhaupt in einer echten Wirtschaftskrise oder Flaute steckt. Japans Bruttoinlandsprodukt ist unverändert hoch. Natürlich ist die derzeitige Konjunktur nicht so gut, aber es ist vielleicht ein Schicksal für den Staat und unser Volk. Ich rechne nicht mit weiterem Wirtschaftszuwachs in Japan – und das ist gut so. Womit ich allerdings rechne, ist, daß sich eine echte Flaute rund um Japan einstellen wird. In zehn Jahren wird dann die Arbeitslosenquote in Japan von fünf auf 15 Prozent steigen. Dann kommt zwangsläufig die Wende – und es entsteht wieder ein starker Staat auf japanischem Boden. Wer ist für Sie der wichtigste japanische Politiker? Premier Junichiro Koizumi von der konservativen LDP, Ichiro Ozawa, Chef der nationalliberalen LP, oder Shintaro Ishihara, der nationalkonservative Gouverneur von Tokio, der im April mit über 70 Prozent im Amt bestätigt wurde? Nakamura: Ich kenne alle drei persönlich gut, halte sie aber nicht für zukunftsträchtig, weil ich bei ihnen keine „Staatsvision“ sehe. Man sollte aber das Kernproblem des Landes richtig durchschauen. Dabei gibt es keinen Unterschied zwischen Wirtschaft und Politik. Japan kann derzeit keine Führungsrolle in der Uno oder in Asien spielen. Es ist aber dringend erforderlich, daß Japan wieder Führungsfähigkeit zeigt. Meinen Sie damit, daß die „Besiegten“ des Zweiten Weltkrieges, Japan und Deutschland, wieder einen Platz als Großmächte in der Weltpolitik einnehmen sollten? Nakamura: Wie sind die anderen Länder in Asien? Voller Korruptionen und Doppelzüngigkeiten. Es gibt ein Sprichwort in Japan: Ein Samurai, ein Wort. Das ist die Kultur, wo sich die Menschen bei Bestechung schämen und Versprechen eingehalten werden müssen. Es gibt so was in der Welt nur in Teilen von Europa und Japan. Wenn Japan und Deutschland zu ihren eigentlichen Werten mit jahrhundertealter Tradition zurückkehren, werden sie ihre ursprüngliche Gestalt wiedergewinnen. Das bedeutet aber nicht, daß Japan und Deutschland wieder Militärmächte werden sollen. Die beiden Nationen können aber nicht nur beim Umweltschutz aktiv eine vorbildliche Rolle spielen. Sie sind sehr bekannt als „Deutschen-Freund“ in der japanischen Wirtschaft. Wieso? Nakamura: Erstens fühle ich mich zu Deutschland hingezogen, denn Ihr Land hat seit der Meiji-Restauration von 1868 Japan immer wieder unterstützt. Zweitens habe ich Hochachtung vor den Tugenden des deutschen Volkes: Fleiß, Ordentlichkeit, Ernst. Unsere beiden Nationen haben eine sehr ähnliche Mentalität. Ich habe – neben meinem Hauptengagement im Immobilienbereich – beispielsweise mit Hilfe eines deutschen Braumeisters das erste originale Weizenbier in Japan herstellen lassen. Das kam beim japanischen Verbraucher sehr gut an. Und ich plane weitere Projekte mit deutschen Unternehmern, darunter auch Investitionen in Deutschland. Aber ist die Mentalität der beiden Nationen, besonders in der jüngeren Generation, inzwischen nicht eine ganz andere? Nakamura: Scheinbar stimmt es, da die beiden Staaten den jungen Leuten keine Staatsräson mehr anbieten. Trotzdem sind unsere erfolgreichen Traditionen eine Alternative zum US-amerikanischen Individualismus. Und ich betone nochmals, daß ich Deutschland als enges Freundesland betrachte. Die großen Beiträge der Deutschen für uns Japaner, in Kultur, Medizin sowie Militärwesen sollte man nie vergessen und übersehen. Ich bin auch sicher, daß die beiden Nationen das, was sie im 20. Jahrhundert verloren haben, irgendwann einmal wieder zurückgewinnen werden. Sie sind schon einer der großen Hausbauunternehmer in Japan. Außerdem betreiben Sie Hotelketten, Freibäder, Brauereien, Handelsfirmen und Filmproduktionen. Was planen Sie noch alles? Nakamura: In drei Jahren will ich einen neuen privaten Fernsehsender gründen und eine neue Zeitung herausgeben. Ich will damit den Lesern und Zuschauern eine alternative gesellschaftlich-politische und vor allem kritische Berichterstattung anbieten. Es ist ein erster Schritt, um die bisher herrschende Meinungsmacherei in Japan zu überwinden. Dazu wünsche ich mir eine engere Zusammenarbeit mit Gleichgesinnten in Deutschland. 1998 lösten Sie in den USA, China und anderen Nachbarländern Japans einen Aufschrei der Empörung aus, als sie den Spielfilm „Pride“ drehen ließen, der das Internationale Militärtribunal für den Fernen Osten in Tokio gegen den Ministerpräsidenten von Japan (1941-44), Generaloberst Hideki Tojo, kritisch hinterfragte. Der Film stieß auch auf massiven Protest der Linken in Japan. Eine deutsche Version dieses Films ist zur Zeit in Vorbereitung. Was war der Grund, daß Sie dem 1948 als Kriegsverbrecher hingerichteten früheren Generalstabschef der Kaiserlichen Armee ein filmisches Denkmal setzten? Nakamura: Das Hauptmotiv des Films ist nicht der „Ministerpräsident Tojo“, sondern der „Angeklagte“ im Tokioter Prozeß, Hideki Tojo. Obwohl die japanischen Soldaten tapfer kämpften, erlitt Japan im pazifischen Krieg seine erste Kriegsniederlage in der Geschichte. Danach entstand ein geistiges Vakuum im japanischen Volk. Allerdings konnte Japan seine Nationalidentität bewahren – das Kaisertum. Die „Hauptkriegsverbrecher“ starben, damit Japan weiterleben konnte. Ich beabsichtigte nie, General Tojo zu beschönigen, aber ich wollte klar darstellen, daß das gesamte Volk sich mit Stolz gegen die Siegermächte wehren konnte. Foto: Isao Nakamura vor Tojo-Plakat: Mit Stolz gegen die Siegermächte Isao Nakamura , 67, ist Gründer und Präsident des drittgrößten Hausbaukonzerns in Japan, der „Higashi Nihon House“ (Ostjapanische Hausbau AG) und diverser Hotelketten. Er ist außerdem auch aktiver politischer Initiator einer neuen nationalkonservativen Bewegung in Japan. 1988 gründete er den neuen Unternehmerverband „Isaribi Kai“ (Gesellschaft der Fischbootlichter), der Politiker des rechtskonservativen Flügels der regierenden Liberaldemokraten (LDP) und der oppositionellen Nationalliberalen (LP) unterstützt. weitere Interview-Partner der JF

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