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Diplomiert – aber trotzdem ohne Arbeit

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Vor dem Hintergrund der Diskussion über die vermeintliche Notwendigkeit der Zuwanderung ausländischer Spezialisten verblaßt die Tatsache, daß es in Deutschland auch arbeitslose Akademiker gibt. Ihr offizieller Anteil liegt zwar nur bei fünf Prozent der insgesamt als arbeitslos gemeldeten, die im letzten Jahr auf 180.400 gestiegene Zahl der arbeitslosen Akademiker markiert jedoch nur eine untere Grenze. Statistisch erfaßt werden vor allem die Studienabgänger. In den neuen Ländern mußten nur 4,6 Prozent der Absolventen den Gang zum Arbeitsamt antreten, im Westen fand dagegen fast jeder Zehnte nach dem Studienabschluß keinen Job. Bei den älteren arbeitslosen Akademikern ist die Erfassung durch die amtliche Statistik brüchiger. Viele nehmen resigniert einen Beruf auf, der nicht unbedingt einer akademischen Grundlage bedarf. Sie sind damit zwar nicht mehr im Erwerbssinne arbeitslos, aus „akademischer Sicht“ haben sie jedoch keinen Beruf. Andere tauchen, da sie keine Leistungen aus der Arbeitslosenversicherung beziehen, erst gar nicht oder nach einiger Zeit nicht mehr in der Arbeitsamtsstatistik auf. Volkswirtschaftlich zählen sie zu den stillen Reserven. Bezeichnenderweise tritt diese Gruppe auch kaum in der Öffentlichkeit auf, wenn die allgemeine Klage über mangelnde Zahlen von akademisch vorgebildeten Arbeitsplatzbewerbern erhoben wird. Das betrifft insbesondere die unbeschäftigten Akademiker über 50 Jahre, die vor allem an den Universitäten keine Einstellungschancen mehr haben. Die Gesamtzahl der im Jahre 2001 arbeitslosen Akademiker liegt zwar unter dem Spitzenwert von 227.000 im Jahre 1997, aber auch deutlich über dem Tiefstwert der letzten zehn Jahre, 157.000 im Jahre 1992. Vor allem beunruhigt, daß der seit 1997 zu verzeichnende leichte Abstiegstrend im letzten Jahr wieder abgebrochen ist. Gegenüber 2000 stieg die Zahl der arbeitslosen Akademiker erneut an. Erstaunlich ist auch der Wiederanstieg der Zahl der arbeitslosen Ingenieure. Sie bilden mit 50.976 die bei weitem stärkste Gruppe. Die zweitstärkste ist nach wie vor die Gruppe der Lehrer, auch wenn deren Zahl um fast zehn Prozent auf 18.656 gesunken ist. Deutlich zugenommen haben dagegen die Gruppen der arbeitslosen Wirtschaftswissenschaftler, Designer und Publizisten. Sicher dürfte bei einem nicht unbeträchtlichen Anteil der arbeitslosen Akademiker die Ursache für eine Nichteinstellung auch in Ausbildungsmängeln zu finden sein. Die mangelhafte Ausstattung der Universitäten mit Material, Räumen und Personal hat in den letzten Jahrzehnten, verbunden mit einer zunehmend gesunkenen Vorbildung der Studenten zu erheblichen Qualitätsverlusten der akademischen Abschlüsse geführt. Universitäts- und Fachhochschulabsolventen tragen daher ihre Klassifizierung als Akademiker nicht immer zu recht, so daß ihre Arbeitslosigkeit als Akademiker berechtigt ist. Eine Einstellung in Arbeitsbereiche, die ihren faktischen Fähigkeiten entspricht, scheitert dann häufig an ihrer formalen „Überqualifikation“. Gerade dieses Problem wird sich voraussichtlich in den nächsten Jahren verschärfen. Eine Lösung von den staatlichen Arbeitsämtern zu erwarten, dürfte vermessen sein. Allein die Universitäten könnten hier Abhilfe schaffen – wenn sie dürften.

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