BERLIN. Der langjährige Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele ist im Alter von 83 Jahren verstorben. Er verschied am Montag im Alter von 83 Jahren, wie die taz zuerst berichtet hatte. Politiker bekundeten über Parteigrenzen hinweg ihre Anteilnahme. So lobte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) den Verstorbenen via Twitter als „streitbaren Politiker“.
Sein Antrieb war, Politik zu machen und die Gesellschaft zu verändern. Mit Christian #Ströbele verliert Deutschland einen streitbaren Politiker, der die politische Debatte über Jahrzehnte mitgeprägt hat. Meine Gedanken sind bei seiner Familie. pic.twitter.com/7yyvhEAPwB
— Bundeskanzler Olaf Scholz (@Bundeskanzler) August 31, 2022
Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) nannte Ströbele einen großen Kämpfer für „die grüne Sache“.
Hans-Christian #Ströbele war ein streitbarer, oft kontroverser Streiter für seine Überzeugungen. Für mich war er auch im Konflikt stets fair. Es geht ein großer Kämpfer für die grüne Sache. Er fehlt.
— Cem Özdemir (@cem_oezdemir) August 31, 2022
Ströbele wurde 1939 in Halle an der Saale geboren und war ab Anfang der Siebzigerjahre zunächst für einige Jahre SPD-Mitglied, bevor er eine Ikone der Grünen wurde. Nach dem Abitur studierte er Jura, 1967 absolvierte er sein Referendariat im Anwaltsbüro von Horst Mahler. 1969 gründete er mit Mahler und dem späteren Berliner Verfassungsrichter Klaus Eschen das „Sozialistische Anwaltskollektiv“ in Berlin. Die Juristengruppe verteidigte diverse Akteure aus der linksextremen Szene. Ab 1970 übernahm Ströbele die Verteidigung von RAF-Angehörigen, darunter auch die des RAF-Terroristen Andreas Baader. 1975 wurde Ströbele wegen Mißbrauchs der Anwaltsprivilegien noch vor Prozeßbeginn von der Verteidigung ausgeschlossen.
Ströbele wurde wegen RAF-Unterstützung verurteilt
1980 erhielt er wegen Unterstützung einer kriminellen Vereinigung eine Freiheitsstrafe von 18 Monaten auf Bewährung. Er soll am Aufbau der RAF nach der ersten Verhaftungswelle 1972 mitgearbeitet haben und in das illegale Informationssystem der RAF involviert gewesen sein.
Währenddessen blieb Ströbele politisch aktiv. 1978 war er Gründungsmitglied der „Alternativen Liste für Demokratie und Umweltschutz“, aus der später der Berliner Landesverband der Grünen hervorging. Zudem war Ströbele auch an der Gründung der linken Berliner Zeitung taz beteiligt. Ab 1998 saß er für fünf Legislaturperioden im Bundestag. 2017 mußte er sich aus gesundheitlichen Gründen aus dem Bundestag zurückziehen. Seine letzten Jahre waren von schweren Krankheiten geprägt. (st)