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K-Gruppen und Terrorhelfer: Wenn die AfD eine radikale Partei sein soll, was waren dann die frühen Grünen?

K-Gruppen und Terrorhelfer: Wenn die AfD eine radikale Partei sein soll, was waren dann die frühen Grünen?

K-Gruppen und Terrorhelfer: Wenn die AfD eine radikale Partei sein soll, was waren dann die frühen Grünen?

Gruene
Gruene
Gründungsparteitag der Grünen 1980 in Karlsruhe Foto: dpa – Report
K-Gruppen und Terrorhelfer
 

Wenn die AfD eine radikale Partei sein soll, was waren dann die frühen Grünen?

Gerade Menschen, die der AfD wohlwollend gegenüberstehen, vergleichen die Alternative für Deutschland gerne mit den Grünen in ihrer Anfangsphase, zu Beginn der achtziger Jahre. Doch der Vergleich hinkt – weil er die Grünen und ihre linksradikalen Anfänge in ein viel zu positives Licht rückt. Von Karlheinz Weißmann.
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Gerade Menschen, die der AfD wohlwollend gegenüberstehen, vergleichen die Alternative für Deutschland gerne mit den Grünen in ihrer Anfangsphase, zu Beginn der achtziger Jahre. Als ich unlängst in der „Gegenaufklärung“ äußerte, daß dieser Vergleich hinke, weil er die Grünen in ein viel zu positives Licht rücke, löste das erhebliche Irritation aus. Da mich immer wieder Nachfragen erreichen, hier eine umfassendere Erläuterung:

• 1985 stellte der Verfassungsschutz fest, daß ein Drittel der Bundestagsabgeordneten, mehr als die Hälfte der Europaparlamentarier, ein knappes Achtel der Landtagsabgeordneten, die Hälfte des Bundesvorstands und etwa zehn Prozent der Landesvorstände der Grünen eine linksextremistische Vergangenheit hatten.

• Unter dem Begriff „Linksextremismus“ wurde in dieser Phase ein breites Spektrum gefaßt, das von der offenen oder verdeckten Unterstützung des Terrorismus über das „spontaneistische“ Lager bis zu den „K-Gruppen“ und der moskauhörigen Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) reichte.

Unterstützung von Terroristen

• Was die DKP anging, war deren Bedeutung für den Aufbau der Grünen gering, da ihre Übernahmeversuche zu dilettantisch verliefen.

• Dagegen gab es im Führungspersonal (und an der Basis sowieso) eine nicht ganz kleine Zahl von Personen, die auf die eine oder andere Weise zum Umfeld des linken Terrors gehörten: die grüne Europaabgeordnete Brigitte Heinrich (verurteilt wegen Vergehens gegen das Sprengstoffgesetz und das Kriegswaffenkontrollgesetz, da von ihr Handgranaten beziehungsweise Tretminen für eine Nachfolgeorganisation der Baader-Meinhof-Bande über die deutsch-schweizerische Grenze transportiert worden waren) sowie ihre Kollegen Benedikt „Benny“ Härlin und Michael Klöckner (beide verurteilt, da sie ein Bekennerschreiben der Revolutionären Zellen (RZ) in der von ihnen verantworteten Zeitschrift radikal abgedruckt hatten).

Härlin wurde vor Gericht durch den späteren grünen Bundestagsabgeordneten Hans-Christian Ströbele vertreten, der als RAF-Anwalt das Informationssystem der Terroristen mitgetragen hatte, was ihm eine Verurteilung wegen Unterstützung einer kriminellen Vereinigung einbrachte. Bemerkenswert ist außerdem, daß die Alternative Liste – faktisch der West-Berliner Landesverband der Grünen – Horst Mahler, dem Gründungsmitglied der RAF, ein Mandat anbot, das der aber nicht wollte.

Anders der Ex-Kommunarde und Ex-Tupamaro Dieter Kunzelmann, den man ins Abgeordnetenhaus schickte, und von dem heute bekannt ist, daß er 1969 verantwortlich war, für den geplanten (aber an technischer Unfähigkeit gescheiterten) Anschlag auf das Jüdische Gemeindehaus in West-Berlin. Der Vorgang hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit der Flugzeugentführung unter Zuhilfenahme einer Spielzeugpistole durch den Grünen Raphael Keppel, dessen Kandidatur für den hessischen Landtag nur wegen des Einspruch der Landeswahlleitung unterblieb.

Einfluß der K-Gruppen

• In diesen Zusammenhang gehört zuletzt noch der Brief, den die grünen Bundestagsabgeordneten Antje Vollmer und Christa Nickels am 30. Januar 1985 an die „politischen Gefangenen“ Christian Klar und Brigitte Mohnhaupt schickten, in dem sie ihre Unterstützung für deren Hungerstreik erklärten und sich von einem Beschluß ihrer Fraktion distanzierten, der solche Solidaritätsbekundungen abgelehnt hatte.

• Vollmer wie Nickels kamen aus dem Umkreis der K-Gruppen, die im allgemeinen maoistisch orientiert waren und sich während der siebziger Jahre als Kaderparteien organisiert hatten. Zu nennen sind in dem Zusammenhang vor allem der Kommunistische Bund (KB), als seine Abspaltung die konspirativ arbeitende Gruppe Z, die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) sowie der Kommunistische Bund Westdeutschlands (KBW). Dem KB gehörten nicht nur Jürgen Trittin und Ursula „Ulla“ Jelpke an, sondern auch der Bundestagsabgeordnete Jürgen Reents.

Der Gruppe Z waren die Bundesvorstandsmitglieder Rainer Trampert und Günter Hopfenmüller sowie zahlreiche Mitglieder im Landesvorstand der Grün-Alternativen Liste Hamburg zuzurechnen, allen voran Thomas Ebermann, der es später bis zum Fraktionssprecher im Bundestag brachte. Aus den Reihen der KPD beziehungsweise ihrer Unter- oder Vorfeldorganisationen stammten neben Vollmer und Nickels auch die Bundestagsabgeordneten Joachim Müller, Sabine Bard und der Europaabgeordnete Frank Schwalba-Hoth; die KPD stellte außerdem eine besonders starke Quote an Vorstandsmitgliedern und Mandatsträgern der Alternativen Liste in West-Berlin.

Millionenvermögen des KBW

Aus dem KBW kam dessen Chefideologe Gerhard „Joscha“ Schmierer, weiland überzeugter Stalinist und Bewunderer des Massenmörders Pol Pot. Er sollte einmal zu den wichtigsten Beratern Joseph „Joschka“ Fischers als erstem grünen Außenminister gehören. KBW-Mitglieder waren auch die für die spätere Entwicklung der Grünen wichtig gewordenen Krista Sager und Winfried Kretschmann.

• Der KBW war nicht nur eine der radikalsten Gruppierungen der westdeutschen Linken, sondern auch die am besten organisierte und reichste. Aus den Beitragszahlungen und Eigentumsübertragungen der Mitglieder entstand ein Millionenvermögen, das nach der Auflösung des „Bundes“ durch ein geschicktes Immobiliengeschäft noch einmal rasant vermehrt werden konnte. Dieser Fond hat nicht nur die für die Programmdiskussion der Grünen wichtige Zeitschrift Kommune finanziert, sondern auch Unterstützung an die im Aufbau befindliche Partei geleistet.

Als kleines Zeichen des Dankes stimmte der Gründungsparteitag der Grünen 1980 einer prinzipiellen Doppelmitgliedschaft in der Partei und in einer kommunistischen Organisation zu. Danach sollten Seilschaften aus ehemaligen oder aktiven K-Gruppen-Mitgliedern eine entscheidende Rolle spielen. Was die Leute aus KB, Gruppe Z, KPD und KBW planten, hat Ebermann ganz offen formuliert, nämlich „die Möglichkeit der `Erpressung´ und Einflußnahme auf die Grünen zu erhöhen“ und – an anderer Stelle – eine Möglichkeit zu finden, „um das Überleben der Kommunisten … zu sichern“.

Brutale Gewalt gegen Polizisten

Die Folgen waren entsprechend. Otto Schily, der ebenfalls zu den Grünen der ersten Generation gehörte, äußerte, er habe gelegentlich den Eindruck gehabt, sich auf einem „Parteitag der KPD“, nicht der Grünen, zu befinden.

• Von den K-Gruppen zu unterscheiden ist der Verband Revolutionärer Kampf (RK), der nach 1968 aus der Frankfurter „Sponti-“ und Hausbesetzerszene entstand. Sein Chefideologe war Daniel Cohn-Bendit, der Führer der Militanten Fischer. Die Abgrenzung zum Terror der RAF war hier wie in der extremen Linken überhaupt nur eine taktische.

Fischers Wehrverband – die „Putzgruppe“ – trainierte Kampfsportarten genauso wie den koordinierten Angriff auf Objekte und Menschengruppen, bevorzugt Polizisten. Mit welcher Aggressivität die Putzgruppe vorzugehen in der Lage war, konnte bei der Attacke auf das spanische Generalkonsulat in Frankfurt am 19. September 1975 festgestellt werden, als zweihundert vermummte, schwarzgekleidete Männer das von der Polizei geschützte Gebäude zuerst mit Farbbeuteln und dann mit Molotowcocktails angriffen, die auch dazu führten, daß Einsatzfahrzeuge in Brand gerieten.

Den Beamten blieb bloß noch die Flucht, ihren Funkverkehr hatten die Militanten mit Hilfe von Störsendern unbrauchbar gemacht. Der damit erreichte Grad der Eskalation markierte allerdings auch eine Grenze. Nachdem bei der Ulrike-Meinhof-Demonstration am 11. Mai 1976 ein Polizist durch einen Molotow-Cocktail schwer verletzt worden war – er bat einen Kollegen verzweifelt, ihn zu erschießen –, distanzierte sich Fischer öffentlich von Gewaltakten, die zur Tötung von Personen führen konnten, allerdings nicht von der Gewalt an sich. Der Historiker Wolfgang Kraushaar hat in einer unlängst erschienenen Untersuchung darauf hingewiesen, daß der ab 1980 in der Öffentlichkeit auftretende „Schwarze Block“ der „Autonomen“ nicht zufällig wie eine Fortsetzung der Putzgruppe wirkt.

Bemerkenswerte Karrieren

• Aus dem RK sind Cohn-Bendit wie Fischer zu den Grünen gekommen und haben in der Folgezeit bemerkenswerte Karrieren gemacht. Geschadet haben ihnen die extremistischen Anfänge nie. Fischer überstand ohne einen Kratzer die Aufarbeitung seiner militanten Vergangenheit durch den Bundestag, bei Cohn-Bendit gab es nur einen kurzen Moment der Irritation, als bekannt wurde, daß der zum Europa-Abgeordneten der Grünen aufgestiegene irgendwann auch den Sex mit Kindern für eine denkbare Option gehalten hatte.

• Der Vollständigkeit halber sei hier noch Thomas Schmid genannt, ursprünglich „Innenkader“ des RK, dann Redakteur der Zeitschrift Autonomie. Auch Schmid fand den Weg in die Reihen der Grünen. Entschloß sich aber nach dem Kollaps der DDR seine journalistische Karriere voranzutreiben, zumal der besondere „Aufbau Ost“ vielen Veteranen der Achtundsechziger ganz unerwartet späte Chancen bot.

Das hieß im Fall von Schmid: 1993 Feuilletonchef der aus der Konkursmasse der DDR-Publizistik überlebenden Wochenpost, dann deren stellvertretender Chefredakteur. 1998 wechselte er mit seinem Chef Mathias Döpfner zur Welt, dem Blatt des alten Klassenfeindes Nr. 1, dem Springer-Konzern. Er beendete seine Karriere als Chef der „Welt-Gruppe“ und schreibt bis heute regelmäßig Kolumnen.

Ideologische Schlacken abgestreift

Was am Beispiel Schmids sehr deutlich wird, ist die Mutation, die die Führungsriege der Grünen durchlaufen hat. Aber es dauerte fast eineinhalb Jahrzehnte, bis man die ideologischen Schlacken abgestreift und die Hardliner aus der Partei gedrängt hatte. Das heutige, vergleichsweise harmlose, Bild, das die Grünen abgeben, geht auf den „historischen Kompromiß“ mit dem Gegner zurück, den man nach dem Kollaps der DDR schloß.

Dem kam zupaß, daß die andere Seite längst den Glauben aufgegeben hatte, die neue Kraft „mit Dachlatten … erledigen“ (Holger Boerner, SPD, Ministerpräsident von Hessen, bevor er mit den Grünen die erste Koalition auf Landesebene schloß) oder einfach als Trojanisches Pferd des Sowjetblocks abtun zu können. Zwangsläufig war der Weg da hin nicht, aber gebahnt durch die Sympathie für die Grünen, die weit bis ins bürgerliche Feuilleton reichte.

Auf solche Unterstützung darf in der AfD niemand rechnen. Aber das will nicht heißen, daß ihr versagt bleibt, was den Grünen gelang. Ein gewisses Maß an Klugheit vorausgesetzt, kann sie sogar erreichen, woran die Grünen scheiterten, weil sie ihren Aufstieg einer Schönwetterphase der Geschichte verdankten: der Schritt zur Volkspartei.

Gründungsparteitag der Grünen 1980 in Karlsruhe Foto: dpa – Report
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