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Radikal denken? – Ja, bitte!

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Radikal denken? – Ja, bitte!

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Am vergangenen Samstag würdigte die Universität Stuttgart-Hohenheim den konservativen Sozialphilosophen Günter Rohrmoser anläßlich seines 80. Geburtstags (JF 49/07) mit einem festlichen Empfang. Prominente aus Politik und Wissenschaft waren anwesend. Der Fraktionsvorsitzende der sächsischen CDU, Fritz Hähle, würdigte Rohrmoser als konservativen Denker, neben anderen Honoratioren waren die Historikerin Brigitte Seebacher-Brandt, der Sozialwissenschaftler Meinhard Miegel, der Moralphilosoph Robert Spaemann unter den Gästen. Der Unipräsident und einige der Laudatoren machten einen Bogen um das Thema des „Umstrittenen“, des oft ins Visier von Kampagnen geratenen Rohrmoser. In einer kurzen, knackigen Dankrede ging der Gepriesene jedoch gleich in medias res. Er erinnerte an seine Antrittsvorlesung, als Hunderte von Chaoten ihn am Betreten der Uni hindern wollten und ein Transparent verkündete: „Gott behüte dieses Haus – vor Filbinger, Rohrmoser und Strauß!“ Er rechnete scharf mit der Ächtung des Anderen in der demokratischen Praxis ab, meinte, Meinungsfreiheit bedeute, daß es deshalb unerläßlich sei, die Möglichkeit zur Äußerung auch radikalster Meinungen – ob von links oder von rechts – nicht zu beschneiden. Es sei auch eine primitive Dummheit, Menschen und Biographien auf aus dem Zusammenhang gerissene Zitate zu reduzieren, die Jahrzehnte zurücklägen. Am vergangenen Samstag hat unter öffentlichem Druck die frischgewählte Juso-Bundesvorsitzende Franziska Drohsel angekündigt, aus dem Verein Rote Hilfe (Seite 4) auszutreten, einer vom Verfassungsschutz als linksextremistisch eingestuften Organisation. Es gab Journalisten, die die JUNGE FREIHEIT dafür kritisierten, daß sie die Mitgliedschaft der Juso-Vorsitzenden in einem linksextremen Verein in ihrer Berichterstattung problematisiert hat. Manche meinen, durch den „Blick nach links“ auf der neuen Internetseite legitimiere diese Zeitung einen überall herumschnüffelnden und verdächtigenden, zur Differenzierung unfähigen Links-McCarthyismus, indem sie ihn umkehrt. Diesen Schuh ziehen wir uns aber nicht an. Es ist wohl überfällig, die Beobachtungspraxis des Verfassungsschutzes und seine Rolle als Zensurbehörde kritisch zu prüfen. Nur: Sowohl der Verfassungsschutz als auch die öffentliche Meinung liefern ein ungleichgewichtiges Bild der politischen Wirklichkeit in Deutschland. Bis eine linke Initiative bei den Behörden aktenkundig wird, muß sie schon Schwergewichtiges auf dem Kerbholz haben. „Rechts“ zu sein, ist jedoch politisch selbstmörderisch – dies zeigt auch der aktuelle Parteitag der CDU, die sich ängstlich in einer beliebigen „Mitte“ einordnet. Hier sind die Kategorien ins Rutschen geraten. Richtig aber ist, daß wir einen offenen Dialog in Deutschland brauchen, der die beschränkten Begriffe „Links“ und „Rechts“ überwindet. Die interessantesten Impulse kommen von Leuten, die radikal zu denken in der Lage sind, ohne gleich die Verfassung abschaffen oder mit Terroristen sympathisieren zu wollen.

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