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Biblische Auslegungen

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Als die Kuratoren des American Museum of Natural History auf Manhattans Upper Westside vor drei Jahren mit der Planung einer Ausstellung über Charles Darwin begannen, hatten sie eigentlich nur eines im Sinn: ein interessantes Programm zusammenzustellen. Um so überraschter waren sie, als sich bereits Monate vor der Eröffnung am 19. November 2005 eine landesweite Debatte um Evolutionstheorie, Kreationismus und das sogenannte Intelligent Design (ID) entzündete. Je nach Sichtweise geht es dabei um den alten Kampf Gut gegen Böse. Einmal mehr wird hier eine geistige Schlacht dieses endlosen Krieges geschlagen, bei dem als Kombattanten die bibelfrommen Christen einerseits und die säkularen Realisten andererseits benannt werden können. Erstere hegen den Glauben, daß sämtliches Leben auf der Erde, der Mensch und das Universum erst vor sechs- bis zehntausend Jahren von einem höheren Wesen, respektive einem Gott, geschaffen worden sind. Letztere treten hingegen für die Trennung von Staat und Religion ein und legen insbesondere an die Wissenschaft strikte Maßstäbe an. Daß die Erde mehrere Milliarden Jahre alt ist, stellen sie ebensowenig in Frage wie Darwin und seine Evolutionstheorie. Bewaffnet mit Wort und Feder ziehen Jahr für Jahr beide Parteien ins Gefecht. Die Schlachtfelder, auf denen sie sich austoben, heißen mal Abtreibung, Homoehe, Todesstrafe oder in diesem Fall: Kreationismus versus Evolution. Kampf um die Hoheit über die US-Kinderbetten Bei diesem ideologischen Kampf geht es im besonderen um die Einflußnahme auf den öffentlichen Bildungssektor, und damit gewissermaßen um die Hoheit über den US-amerikanischen Kinderbetten. Derzeit kocht die Debatte regelrecht in der Öffentlichkeit – neben diversen Lokalzeitungen haben sich auch die New York Times und das Intellektuellenmagazin The New Yorker des Themas angenommen. Den Kreationisten, die überwiegend in Amerikas Bibelgürtel (siehe Stichwort-Kasten) anzutreffen sind, ist Darwin seit jeher ein Dorn im Auge. Sie scheuen ihn und seine Lehre wie der Teufel das Weihwasser. Diese Spezies besteht im wesentlichen aus zwei Kategorien. Da sind zum einen die bibelfrommen Christen, die Wort für Wort an die Schöpfungsgeschichte glauben, wie sie im Alten Testament beschrieben ist. Mit ihrer dogmatischen Auslegung stießen sie stets auf erbitterten Widerstand. Aus dieser Gruppe heraus entwickelten sich daher die Neo-Kreationisten, die im Prinzip das gleiche meinen, ihre Version der Geschichte aber nur intelligenter verpackt im Namen des Intelligent Design in die Öffentlichkeit tragen. Ihre Argumentation: Da es sich bei Darwins Evolutionstheorie nur um eine Theorie handle, hätten neben dieser schließlich auch andere Theorien eine Daseinsberechtigung. So stellen sie Darwin ihre Variante des Intelligent Design an die Seite, wobei sie allerdings den Gottesbegriff konsequent vermeiden. Statt dessen sprechen sie von einer „übernatürlichen Intelligenz“ – einem Gestalter (Designer) eben -, die hinter allem steckt und die Erde vor einigen tausend Jahren gestaltet hat. Den Evolutionisten indes stehen regelmäßig die Haare zu Berge, wenn von Intelligent Design die Rede ist. „Eine wissenschaftliche Theorie ist doch nicht etwas, über das man mal eben so mitten in der Nacht nachdenkt, nachdem man ein paar Tassen Kaffee zuviel und zuwenig Schlaf gehabt hat“, so ein namhafter Vertreter der Evolutionsforschung. In der Tat verursachen die Kreationisten und Verfechter der Intelligent-Design-Lehre mit ihrer Vorgehensweise bei ihren Gegnern nur verständnisloses Kopfschütteln, stellen sie doch an den Anfang ihrer Forschungen das gewünschte Ergebnis und versuchen anschließend, sämtliche vorliegenden Beweise in die bereits vorgefertigte Argumentationskette einzubauen. Dabei gingen sie, so der Tenor ihrer Kritiker, frei nach dem Schema vor: Was nicht paßt, wird passend gemacht. Mit wissenschaftlichen Standards hätte das wenig zu tun. Denn Hypothesen werden nicht durch Verifikation bewiesen, sie können aber durch Falsifizierung widerlegt werden. Dabei werden Beobachtungen aufgewiesen, die im Widerspruch stehen zu den Folgerungen, die aus der Hypothese abzuleiten sind. In Europa wird die Evolutionstheorie als wissenschaftlicher Fakt anerkannt und als solcher an den Schulen gelehrt – die Anzahl der Kreationisten ist hier eher verschwindend gering; in Deutschland zum Beispiel treten lediglich die Studiengemeinschaft Wort und Wissen ( www.wort-und-wissen.de ), Einzelkämpfer wie der Genetiker am Kölner Max-Planck-Institut für Züchtungsforschung, Dr. Wolf-Ekkehard Lönnig ( www.weloennig.de ), Frieder Meis ( www.IntelligentDesigner.de ), Markus Rammerstorfer ( www.intelligentdesign.de.vu ) sowie die unermüdlichen Haustürprediger der Zeugen Jehovas in Erscheinung. Dagegen glauben einer Umfrage des Gallup-Institus aus dem Jahre 2001 72 Prozent der US-Bevölkerung an eine der verschiedenen Formen des Kreationismus. Nach einer Meldung des Magazins Newsweek aus dem Jahr 1987 halten darüber hinaus um die 700 namhafte und angesehene Wissenschaftler der biblischen Auslegung die Treue. Doch auch US-Präsident George W. Bush erhebt gern einmal das Wort, um sowohl die Evolutionslehre als auch das Intelligent Design, also beide Konzepte zusammen und gleichberechtigt, auf die Lehrpläne zu bringen. In Kansas heißt es: „Anything goes“ – Alles ist möglich Die weite Verbreitung des Glaubens der US-Amerikaner an kreationistische Erklärungen läßt sich auch an der Verbreitung des IMAX-Films „Vulkane der Tiefsee“ ablesen. In diesem Streifen wird eine Verbindung zwischen menschlicher DNS und Mikroben, die in Unterwasservulkanen leben, hergestellt. Nach Informationen des Filmverleihs wird der Film in verschiedenen Bundesstaaten des Bibelgürtels nicht aufgeführt: Texas, Georgia, North Carolina und South Carolina. „Wir können nur Filme zeigen, die sich die Leute auch anschauen. … Viele Menschen hier glauben an Kreationismus, nicht Evolution“, so der Betreiber eines IMAX-Kinos in Charleston, South Carolina. In einem Urteil des Obersten Gerichtshofs der USA aus dem Jahr 1987 wurde die Trennung von Staat und Religion offiziell bestätigt und der Kreationismus aus den Schulen verbannt. Gesetze sind aber stets nur soviel wert wie das Papier, auf dem sie gedruckt sind, dachte sich die bundesstaatliche Schulbehörde in Kansas. Und so hat sie im November letzten Jahres, nicht ohne Aufsehen zu erregen, ihre wissenschaftlichen Standards überarbeitet und ganz geschickt eine neue Definition des Begriffs Wissenschaft veröffentlicht. Der Unterschied lag lediglich in der Entfernung des Wortpaars „natürliche Erklärungen“ aus der Definition, die sich im Kern wie folgt übersetzen läßt: „Wissenschaft ist die menschliche Aktivität der Suche nach natürlichen Erklärungen für die Dinge, die wir in unserer Umwelt beobachten.“ In der neuen umgearbeiteten Version sucht man diese zwei Worte vergebens. Hier wird Wissenschaft beschrieben als „eine systematische Methode von kontinuierlichen Untersuchungen durch Beobachtung, hypothetische Tests, Meßverfahren, Experimenten, logischer Argumentation und Theorieentwicklung, um zu genaueren Erklärungen natürlicher Phänomene zu gelangen“. Man muß schon zweimal lesen, um den feinen Unterschied zu erkennen. Das Entfernen des Wortpaars „natürliche Erklärungen“, so Adrian Melott, Professor für Physik an der Universität von Kansas, „hat einzig und allein den Grund, die Tür für ‚übernatürliche Erklärungen‘ zu öffnen“. So heißt es seitdem in Kansas: „Anything goes“ – Alles ist möglich. Der Glaube kann sprichwörtlich Berge versetzen – oder zumindest öffentliche Definitionen ändern. Wo jedoch kein Glaube ist, da ist auch kein Weg. Einen herben Rückschlag haben die Kreationisten kürzlich im Schulbezirk Dover, einer 19.000-Seelen-Gemeinde in Pennsylvania an der Amerikanischen Ostküste, hinnehmen müssen. Dort haben die Wähler Anfang November dieses Jahres die komplette Schulbehörde abgewählt und durch eine neue ersetzt, nachdem diese die Lehre vom Intelligent Design in die Lehrpläne eingeführt hatte. Danach sollten die Lehrer einen Text vorlesen, der Darwins Evolutionslehre als unbewiesene Theorie charakterisierte und den Schülern suggerierte, daß alles Leben auf der Erde eben auch von einer intelligenten Macht geschaffen worden sein könnte. Die Abwahl war möglich, da das Schulwesen der USA basisdemokratisch organisiert ist und die Schulbehörde von den Wählern direkt bestimmt wird. Bloße Neuetikettierung des Kreationismus Parallel dazu hatten acht Elternpaare die Vertreter der alten Schulbehörde angeklagt. Ihr Vorwurf: Intelligent Design sei eine geistige Geburt des Kreationismus, und dieser sei schließlich verfassungswidrig. Die Trennung von Kirche und Staat sei nicht gegeben. Sage und schreibe vierzig Tage dauerte dann der Prozeß, bei dem beide Seiten schwere Geschütze auffuhren. Die Kreationisten warfen unter anderem ihren namhaftesten Vertreter, Michael Behe, Professor für Biochemie an der Lehigh University in Bethlehem, Pennsylvania, in den Ring. Die Gegenseite antwortete mit Kevin Padian, Professor für Paläontologie an der University of California in Berkeley. Die Beantwortung von Fragen wie „Was ist Wissenschaft?“ und „Wer war Charles Darwin?“ wurde zu einer sechswöchigen Biologiestunde, deren Unterhaltungswert Seltenheitscharakter besaß, wie Augenzeugen berichteten. Ende Dezember 2005 entschied dann der republikanische Bezirksrichter John Johns gegen Intelligent Design. ID sei eine „bloße Neuetikettierung von Kreationismus“, erklärte Jones und kam zu dem Schluß, daß es „gegen die Verfassung verstößt, Intelligentes Design im wissenschaftlichen Unterricht an einer öffentlichen Schule als Alternative zur Evolution zu unterrichten“. Die Chancen der Kreationisten stehen also weiterhin schlecht. Ein Blick auf die Geschichte ähnlicher Gerichtsfälle genügt. Denn seitdem Susan Epperson, eine junge High-School-Lehrerin aus Little Rock, Arkansas, im Jahr 1965 erfolgreich gegen das bundesstaatliche Gesetz prozessierte, das das Unterrichten der Evolutionslehre verbot, haben in der US-Rechtsprechung stets die Evolutionisten das längere Ende für sich behalten. Stichhaltige wissenschaftliche Beweise für die Richtigkeit der kreationistischen Lehre des Intelligent Design sind bisher auch noch nicht erbracht worden. Dabei ist selbst der finanzielle Anreiz beträchtlich. Denn eine Million US-Dollar winken demjenigen, der die Existenz Gottes oder die Theorie des „Intelligenten Gestalters“ wissenschaftlich untermauern kann. Aber wer weiß: Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten ist ja bekanntlich nichts unmöglich. Allerdings werden die Kreationisten nach der neuesten Schlappe vor Gericht andere Wege finden müssen, um ihre Lehre doch noch zu verbreiten. Um einen Fuß in die Tür zu bekommen, werden sie sich dann auch mit Kenneth Miller auseinandersetzen müssen, Professor für Biologie an der Brown University, einer renommierten Ivy-League Eliteschmiede in Providence, Rhode Island, und einer der wenigen Wissenschaftler, die willens sind, mit den Kreationisten in den Ring zu steigen. Millers Standpunkt: Da 99,9 Prozent der Organismen, die je auf der Erde existiert haben, ausgestorben sind, „wäre ein intelligenter Designer, der Dinge entwirft, von denen 99,9 Prozent nicht überleben, nicht sehr intelligent.“ Die Darwin-Ausstellung im renommierten American Museum of Natural History in New York ist noch bis 29. Mai 2006 geöffnet. Stichwort: Bibelgürtel Der von einer tiefen evangelikalen Frömmigkeit eines Großteils seiner Bewohner geprägte sogenannte Bibelgürtel (Bible Belt) in den USA erstreckt sich über etwa ein Viertel des Landes: von Kansas im Nordwesten bis zu Florida im Südosten, sowie von Pennsylvania im Nordosten bis Texas im Südwesten. Die Amischen in Pennsylvania, Illinois oder Indiana stechen hier zwar aufgrund ihrer traditionellen Lebensweise hervor, sind aber nur eine christliche Gruppe unter vielen. Ein Blick auf die Kleinstadt Clinton im Staate Oklahoma zeigt deren Vielfalt. Hier gibt es 24 Kirchen für knapp 9.000 Einwohner. So etwa die „First Presbyterian“, „First Baptist Church“, „Tabernacle Baptist Church“, „First Mennonite“, die „Pentecostal Church of God“ oder „First United Methodist Church“. Evolution des Menschen: Von den Anfängen des Ur-Menschen vor 2,5 Millionen Jahren bis zum ungewissen Weg in die Zukunft

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