Das also würde mir spontan einfallen, wenn man mich nachts um drei mit dem Stichwort JUNGE FREIHEIT wecken würde. Wie immer ich es auch dreh und wende, es wird vermutlich, auch wenn Sie es von mir nicht mehr erwarten, eine kleine Liebeserklärung. (…) Zur Wahrheit ermahnt, erkläre ich hoch und heilig, der Tag, an dem ich zum ersten Mal ein Exemplar der JF in Händen hielt, war für mich und meine Frau ja ein Damaskuserlebnis. Seit diesem Tag hat die Woche im Hause Günzel einen neuen Mittelpunkt. Keine Zeitung habe ich bislang von vorne bis hinten und von hinten bis vorne gelesen. Nun lag das sicherlich anfangs an einer gewissen emotionalen Bindung weil die JF die einzige war, die im Falle Hohmann nicht nur die fragliche Rede in vollem Umfang abgedruckt, sondern auch mir in einem Interview die Möglichkeit einer Richtigstellung und Rechtfertigung gegeben hat (…). Aber wenn es nur das gewesen wäre, die Liebe hätte sicherlich nicht bis heute gehalten, und so sind es für mich im wesentlichen vier Gründe, die diese Zeitung aus der deutschen Presselandschaft herausheben. Die JF ist für mich ein qualitativ bemerkenswert hochstehendes Blatt. So hoch stehend, daß selbst einige meiner Bekannten und meine Freunde, denen ich das Blatt empfohlen habe, eingestanden haben: „Ja, eine phantastische Zeitung, aber manche Artikel muß man schon zweimal lesen.“ Selbst wenn man manchem Redakteur bei der Analyse und Bewertung einiger herausragender politischer Glanzleistungen den schnittfesten Schaum förmlich ansehen kann – die Kritik erfolgt immer auf hohem Niveau und nimmt bestenfalls einmal Zuflucht zu subtiler Ironie, wenn sachliche Argumente den Leser nicht mehr erreichen würden. Es ist zum zweiten eine Zeitung, die keinerlei parteipolitische Präferenzen hat, die wirklich Gerechtigkeit übt gegen jedermann, die einer Frau Merkel genauso elegant und kraftvoll die Leviten liest wie einem Herrn Schröder, einem Herrn Westerwelle wie einem Herrn Fischer. (…) Zum dritten erhalten wir nur aus dieser wirklich freien und unabhängigen Zeitung Informationen, die in allen anderen deutschen Zeitungen unter dem Leichentuch der politischen Korrektheit begraben werden. Und wenn man schon über Geschmäcker nicht streiten kann und soll, dann doch erst recht nicht über die Wahrheit, und darum ist sie schon aus diesem Grunde für jeden aufrechten Menschen unverzichtbar. Und schließlich und vor allem: Ich verneige mich – auch wenn es etwas pathetisch klingen mag -, ich verneige mich mit großem Respekt vor dem Mut, vor der Courage, vor der Tapferkeit dieser überwiegend jungen Mannschaft. (…) Und wenn ich das Wort „jung“ betone, so deshalb, weil ja die Mehrzahl von ihnen ihr berufliches Leben noch vor sich und damit eine Menge zu verlieren hat, wenn sie sich dem Zeitgeist entgegenstellt. Und wenn es stimmt, daß große Dinge immer auch unter Schmerzen geboren werden, dann muß uns um die Zukunft diese Zeitung nicht bange sein. General a.D. Reinhard Günzel