LAUF AN DER PEGNITZ. Bauernpräsident Günther Felßner (CSU) hat angekündigt, nicht Bundeslandwirtschaftsminister in der neuen schwarz-roten Bundesregierung werden zu wollen. Felßner galt als Wunschkandidat von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und begründet den Schritt nun mit Sorge um seinen Hof, seine Frau und seine Kinder. Hintergrund ist ein Angriff der radikalen Umweltgruppe „Animal Rebellion“ („Rebellion der Tiere“) am vergangenen Montag.
Mit langen Leitern rannten vermummte selbsternannte Tierschützer über den Bauernhof Günthersbühl bei Lauf an der Pegnitz, der Felßner gehört. Einige der Eindringlinge kletterten aufs Dach und präsentierten ein Transparent mit der Aufschrift „Kein Tierausbeuter als Agrarminister“. Andere liefen mit verschiedenen Parolen auf Pappschildern über den Bauernhof.
Landwirtschaftsminister Özdemir verteidigt Felßner
Felßner, der während des Vorfalls gerade bei den Koalitionsverhandlungen in Berlin war, sagte dazu am Dienstag: „Meine Frau sah sich nicht nur bedroht, sondern hatte Angst um Leib und Leben. Das macht etwas mit einem, wenn das Zuhause von deiner Frau, deinen drei Kindern und deinem Vater nicht mehr sicher ist.“ Er sei nicht bereit, die Sicherheit seiner Familie, seiner Tiere und seines Hofs aufs Spiel zu setzen, begründete Felßner seinen Rückzug.
Kritik an dem Vorgehen von „Animal Rebellion“ wurde parteiübergreifend laut. So sagte der Chef der CSU im Bundestag, Alexander Dobrindt, mit Blick auf die Aktion: „Hier wird mit kriminellem Handeln versucht, einen Politiker mundtot zu machen, der zweifelhaften NGOs nicht gefällt.“ Auch der amtierende Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) zeigte sich empört. „Einschüchterungen und Drohungen haben in unserer Demokratie nichts, aber auch gar nichts verloren“, betonte der 59jährige.
„Animal Rebellion“ rechtfertigt sich
Ein Sprecher von „Animal Rebellion“ wies die Vorwürfe entschieden zurück. Felßners Behauptung, wegen der illegalen Protestaktion nicht mehr Landwirtschaftsminister werden zu wollen, sei „vorgeschoben“, heißt es in einer Stellungnahme der Gruppe. Stattdessen solle der Bauernpräsident sich eingestehen, „daß ein Agrarlobbyist, ein verurteilter Umweltstraftäter und ein Wissenschaftsleugner kein geeigneter Kandidat für das Landwirtschaftsministerium ist“. Zudem heißt es in der Mitteilung: „Daß eine Protestaktion am Arbeitsplatz eines Tierhalters diesen in seiner Privatsphäre verletzen würde, wie etwa der Protest gegen Habeck, welcher privat vom Urlaub kam, weisen wir entschieden zurück.“
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„Animal Rebellion“ ist eine 2019 in England gegründete radikale Umweltgruppe, die immer wieder mit Blockaden, Sachbeschädigungen und Landfriedensbruch auf sich aufmerksam macht. Inzwischen ist die Gruppe in mehreren westlichen Staaten aktiv. (st)