BERLIN. Der Leiter und Gründer des christlichen Kinder- und Jugendwerks Arche, Bernd Siggelkow, hat sich erneut mit deutlichen Worten in die Debatte um die Migrationspolitik eingemischt. „Wir haben gerade unglaublich große Schwierigkeiten, und keiner hat es so richtig auf dem Programm“, sagte der 60jährige in einem gut dreiminütigen Video, das auf dem YouTube-Kanal der Arche veröffentlicht wurde.
Den Parteien warf er vor, im Wahlkampf „ihr eigenes Süppchen“ zu kochen. Namentlich erwähnte er die Grünen und deren Forderung aus dem Bundestagswahlprogramm, Einschränkungen des Familiennachzugs aufzuheben.
„Wollen wir tatsächlich zulassen, daß am Flughafen Tegel noch mehr Betten gebaut werden, obwohl es dort schon so viele Menschen gibt?“, fragte Siggelkow. Es werde Obdachlosigkeit geschaffen. Im Berliner Ortsteil Tegel befindet sich auf dem ehemaligen Flughafen eine große Notunterkunft für Flüchtlinge, die wegen der Zustände in der Unterkunft und davor immer wieder im medialen Fokus steht.
Siggelkow: 1,6 Milliarden Euro für nicht abgeschobene Menschen
„Uns steht das Wasser bis zum Hals“, warnte Siggelkow. „Manchmal habe ich das Gefühl, daß Organisationen wie die Arche als Bodensatz der Gesellschaft genutzt werden.“ So schicke das Jugendamt immer wieder geflüchtete Eltern in die Arche für Deutschkurse, weil es beim Staat kein ausreichendes Kursangebot gäbe. Die ehrenamtlichen Organisationen müßten die Suppe auslöffeln.
„Wir geben 1,6 Milliarden Euro aus im Jahr für die 40.000 Menschen, die wir nicht abschieben“, stellte Siggelkow fest. „Wo soll das noch hingehen? Wie soll das weitergehen? Wir haben die Befürchtung, daß die Zukunft unserer Gesellschaft ins Wanken gerät, wenn wir nicht besser zusammenarbeiten.“
Siggelkow betonte, das sei „kein Appell an die Extremisten in dieser Gesellschaft, sondern an die bürgerliche Mitte“. Er wende sich an die Parteien, „die Verantwortung tragen, die Profil zeigen müssen, die – auf Deutsch gesagt – einen Arsch in der Hose beweisen müssen, indem sie nämlich sagen: So geht es nicht weiter, wir müssen etwas verändern.“
Arche-Gründer: „Sofort etwas verändern“
Siggelkow führte aus, es handle sich nicht um einen Brandbrief, sondern um eine Wasserstandsmeldung. „Wir versprechen unseren Kindern ein sicheres Land und eine sichere Zukunft? Ich glaube, daß wir dazu nicht mehr in der Lage sind, wenn wir nicht jetzt sofort etwas verändern.“
Der Arche-Gründer und sein Pressesprecher Wolfgang Büscher haben sich immer wieder öffentlich mit mahnenden Worten zur Migrationspolitik und zu Kinderarmut zu Wort gemeldet. Im Juli 2024 sagte Siggelkow im Interview mit der JUNGEN FREIHEIT, der Arche sei aus der Politik signalisiert worden: „Wenn ihr in den Medien die Klappe haltet, gibt es Fördergeld.“
Über die Politik führte er aus, diese schmücke sich damit, Flüchtlinge aus aller Welt einzuladen, versorge sie dann aber nicht angemessen, „weil es dafür gar keine Kapazitäten mehr gibt“. Im November trat Siggelkow in die Berliner CDU ein. So könne es ihm noch besser gelingen, „den vergessenen Kindern in unserem Land mehr Aufmerksamkeit zu geben“, sagte er dem Tagesspiegel. (ser)