BERLIN. Die Senioren-Union der CDU hat in einer im Juli veröffentlichten Broschüre zur Erkennung von Falschmeldungen das linke Portal „Volksverpetzer“ als seriösen Faktenchecker empfohlen – und die Empfehlung nach weniger als einem Tag wieder zurückgezogen. Ebenfalls gestrichen wurde die SPD-nahe Organisation „Correctiv“.
Die Broschüre mit dem Titel „Wie erkennen Sie Falschmeldungen und Fakes im Internet?“ enthielt eine Liste von sieben angeblich verläßlichen Faktencheck-Portalen. Unter diesen fanden sich neben „Volksverpetzer“ und „Correctiv“ auch „Mimikama“ und der ARD-Faktenfinder.
Nach Veröffentlichung der Liste durch Wirtschaftsjournalist Norbert Häring auf seinem Blog hagelte es Kritik, da die genannten Portale in der Vergangenheit wiederholt durch einseitige Bewertungen aufgefallen sind. „Mimikama“ ist nach wie vor aufgeführt.
Senioren-Union warnte noch vor überzogener Srache
Besonders umstritten war die Nennung des „Volksverpetzers“. Das Portal hatte CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann mit einem sogenannten Faktencheck attackiert und dessen nachweislich korrekte Aussage zu Arbeitsquoten von Migranten als „Fake“ dargestellt.
Auch beim Rückzug der von der Union verhinderten Verfassungsgerichts-Kandidatin Frauke Brosius-Gersdorf griff die Seite zu scharfen Formulierungen bis hin zu einem angeblich „geheimen rechten Masterplan“. Kritiker verwiesen darauf, daß die Senioren-Union in derselben Broschüre ausdrücklich vor überzogener Sprache als Merkmal unseriöser Quellen gewarnt hatte – ein Kriterium, das ausgerechnet auf die empfohlenen Portale zutrifft.
Häring dokumentiert zudem, daß „Correctiv“ in Wahlkampfzeiten massiv gegen die Union mobilisiert hatte. Dennoch wurde die Organisation zunächst empfohlen, ehe auch sie stillschweigend aus der Liste verschwand. Eine öffentliche Erklärung der CDU-Seniorenorganisation zu den nachträglichen Änderungen gibt es bisher nicht. (rr)