BERLIN. Außenminister Johann Wadephul (CDU) hat in Pakistan vergeblich versucht, die Abschiebung von Afghanen mit deutscher Aufnahmezusage zu stoppen. Trotz seines Telefonats mit Amtskollege Ishaq Dar setzen die Behörden in Islamabad die Rückführungen nach Afghanistan fort – eine deutliche Schlappe für die Bundesregierung.
Seit Jahresbeginn haben die pakistanischen Sicherheitskräfte bereits Hunderte Afghanen außer Landes gebracht, deren Visa abgelaufen waren. Dabei handelt es sich um Menschen, die zuvor vom Auswärtigen Amt nach Islamabad gelotst wurden, um von dort zügig nach Deutschland gebracht zu werden.
Die Betroffenen sitzen seit Monaten in Gästehäusern fest, die Kosten trägt der deutsche Steuerzahler. Allein im Bundeshaushalt 2025 sind dafür 6,45 Millionen Euro eingeplant – genug, um rund ein halbes Jahr die Unterbringungskosten in Pakistan zu decken. Auch am frühen Mittwochmorgen durchsuchten pakistanische Beamte erneut mehrere Gästehäuser, in denen Afghanen mit Aufnahmezusage untergebracht waren. Sie wurden festgenommen und in Abschiebezentren gebracht.
In Pakistan wächst der Unmut über Wadephul
Damit entpuppte sich das angebliche Stillhalteabkommen bis Jahresende, das Wadephul nach seinem Anruf in Islamabad durchgesetzt haben wollte, als heiße Luft. Nach Informationen der Welt seien die Pakistaner entschlossen, alle Afghanen ohne gültiges Visum loszuwerden.
Noch am Montag hatte die Bundesregierung 47 Afghanen, die vor Gericht ein Visum erstritten hatten, nach Hannover ausgeflogen (JF berichtete). In den Unterkünften der Wartenden kursierte jedoch gleichzeitig eine Warnung: Die Polizei werde in den nächsten Tagen Operationen durchführen, weshalb man tagsüber besser verschwinden solle.
Der Frust unter den Betroffenen ist riesig. „Deutschland hat den Afghanen eine Rettungsleine ausgeworfen – und dann einen Stein daran gebunden“, heißt es aus ihrem Umfeld. In Islamabad wächst der Ärger ebenfalls: Dort gilt Berlin längst als unzuverlässiger Partner, der mehr verspricht, als er hält. (rr)