OLDENBURG. Nach den tödlichen Polizeischüssen auf den schwarzen 21jährigen Lorenz A. in Oldenburg haben Unbekannte das Auto des Diskothekenbetreibers, vor dessen Geschäft die Auseinandesetzung begonnen hatte, mit einem Molotowcocktail angezündet.
Insgesamt kam es nach der linksextremen Solidaritätsdemonstration am Wochenende zu zwölf kleineren Bränden, wie der NDR unter Berufung auf die Polizei berichtete. Neben dem Auto des Diskothekenbetreibers hatten die Brandstifter auch einen Reisebus angezündet, sowie eine zuvor errichtete Straßenbarrikade. Die Polizei ermittelt aktuell, ob ein Zusammenhang zu dem Fall Lorenz A. besteht.
A. war am 20. April in der Oldenburger Innenstadt wegen seiner Jogginghose vor einer Diskothek abgewiesen worden, woraufhin ein Streit ausbrach. Polizeiangaben zufolge versprühte A. Reizgas und lief davon. Menschen, die ihn daraufhin verfolgten, soll er mit einem Messer bedroht haben, worauf diese die Verfolgung zunächst einstellten. Als die Polizei dazukam, soll der 21jährige die Beamten ebenfalls mit Reizgas attackiert und weggelaufen sein. Anschließend schoß ein 27jähriger Polizist mehrfach auf ihn, mindestens drei Kugeln trafen A., eine davon in den Kopf.
Tausende Demonstranten in Oldenburg
Daraufhin kam es nicht nur in Oldenburg, sondern in mehreren Städten, zu Demonstrationen aus dem linken Spektrum, um gegen vermeintliche rassistische Strukturen innerhalb der deutschen Polizei zu demonstrieren. In Oldenburg kamen laut Polizeiangaben etwa 8.000 bis 10.000 Teilnehmer, die Veranstaltung blieb friedlich.
Der Polizist, der die Schüsse auf den 21jährigen abgab, wurde vom Dienst suspendiert, gegen ihn läuft ein Verfahren wegen Totschlags. Zum Tatzeitpunkt war die Bodycam des Polizisten nicht eingeschaltet. Beamte können individuell entscheiden, wann sie ihre Bodycams ein- und ausschalten, aufgrund des Datenschutzes dürfen die Kameras nicht permanent eingeschaltet sein.
Lorenz A. war polizeibekannt
Lorenz A. ist im laufenden Jahr die elfte Person, die durch Polizeischüsse verstarb. 2024 kam es bundesweit zu 22 Toten durch Polizeischüsse – so viele, wie seit 41 Jahren nicht.
A. War nach Informationen des Spiegels polizeibekannt, gegen ihn liefen mehrere Ermittlungsverfahren – unter anderem wegen Widerstandes gegen Polizeibeamte, Körperverletzung, Raub und Nötigung. (st)