BONN. Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat bei einer Lesung in Bonn erneut ihre Haltung zur Migrationspolitik verteidigt und sich indirekt von den jüngsten Äußerungen von ihrem Parteikollegen, Bundeskanzler Friedrich Merz, distanziert.
Die frühere CDU-Chefin mahnte zu einem „maßvollen Ton“ und warnte vor parteipolitischer Instrumentalisierung des Themas. Besonders ausführlich sprach die Altkanzlerin über das Jahr 2015, als Deutschland fast eine Million Migranten aufnahm. Sie erinnerte an ihren umstrittenen Satz „Wir schaffen das“ und verteidigte die damalige Entscheidung als Ausdruck von Menschlichkeit und Verantwortung. Den Begriff „Flüchtlingsstrom“ kritisierte sie, weil „man immer den einzelnen Menschen sehen“ müsse.
Merkel ging nicht direkt auf das Stadtbild ein
In ihrer Lesung betonte Merkel, gerade in der Asylpolitik müsse man „in der Sache redlich und im Ton maßvoll“ bleiben. Die Menschen hätten „ein untrügliches Gespür dafür, ob Politiker aus Kalkül handeln, sich von der AfD am Nasenring durch die Manege führen lassen oder aufrichtig Probleme lösen wollen“. Für demokratische Parteien seien „Maß und Mitte“ Grundlage ihres Erfolges.
Merkel erwähnte die aktuelle „Stadtbild“-Debatte um Kanzler Merz in Bonn nicht ausdrücklich, doch ihre Worte klangen wie eine deutliche Mahnung an den Parteifreund. Merz hatte Mitte Oktober erklärt, im Stadtbild deutscher Städte zeigten sich noch immer „Probleme“ durch Migranten, die keinen festen Aufenthaltsstatus hätten, nicht arbeiteten und sich nicht an Regeln hielten. (rr)






