BERLIN. Die Jüdische Studierendenunion Deutschland (JSUD) hat den Rücktritt der Bundessprecherin der Grünen Jugend, Jette Nietzard, gefordert. Auslöser ist ein Video, in dem sie die Terrorangriffe der Hamas vom 7. Oktober 2023 als Teil militärischer Operationen bezeichnet hatte. Die JSUD spricht von einer „menschenverachtenden und antisemitischen“ Darstellung.
In dem inzwischen gelöschten Beitrag hatte Nietzard erklärt: „Über 50.000 PalästinenserInnen und 1.200 Israelis sind bei militärischen Operationen umgekommen.“ Die Zahl israelischer Opfer bezieht sich auf das Massaker, das die Hamas am 7. Oktober verübte.
„Diese Darstellung verharmlost den größten Massenmord an Juden seit der Shoah“, erklärte die JSUD gegenüber der Welt. „Was am 7. Oktober geschah, war kein militärischer Einsatz, sondern ein kaltblütiges Massaker an unschuldigen Menschen.“ Das Geschehen in einen militärischen Kontext zu rücken, sei nicht nur sachlich falsch, sondern auch antisemitisch.
Nietzard bittet um Entschuldigung
Die Organisation fordert „klare Konsequenzen“ und eine umfassende Aufarbeitung innerhalb der Grünen Jugend. Es brauche strukturelle Veränderungen, um antisemitische Tendenzen in Führungspositionen zu verhindern. Der Vorfall werfe ein „beunruhigendes Licht“ auf die gesamte Nachwuchsorganisation der Grünen.
Nietzard veröffentlichte nach der Kritik eine überarbeitete Version des Videos, aus der die umstrittene Passage entfernt wurde. In einem weiteren Statement bat sie um Entschuldigung. Der 7. Oktober sei „kein militärischer Einsatz“, sondern ein „feiger Terroranschlag“ gewesen. „Das Leid zu relativieren, war nie meine Absicht“, so Nietzard.

Die JSUD wies die Entschuldigung zurück. „Ein solcher Fehltritt ist aus unserer Sicht unentschuldbar.“ Der Vorfall kommt zu einer Zeit, zu der Nietzard sogar in der eigenen Partei in die Kritik geraten ist. nachdem sie sich mit einem Pullover gezeigt hatte, auf dem das Kürzel „ACAB“ („All Cops Are Bastards“) zu lesen war, forderten die Grünen ihren Rücktritt. (rr)