Anmerkung: nach Erscheinen dieses Artikel ruderte das Ministerium von Katherina Reiche zurück. Die neueste Entwicklung lesen Sie HIER.
BERLIN. Das Bundeswirtschaftsministerium unter der Leitung von Katherina Reiche (CDU) hat mit einer Personalentscheidung für Verwunderung gesorgt. Die neu eingerichtete Abteilung „Kerntechnologien“ wird künftig von Micha Sygusch geführt, der jahrelang als Büroleiter des früheren Wirtschaftsministers Robert Habeck (Grüne) tätig war.
Bestätigt wurde die Besetzung von einer Sprecherin des Ministeriums gegenüber der Welt am Sonntag. Offen bleibt, weshalb ausgerechnet Sygusch mit der Leitung des neuen Referats betraut wurde.
Das Ministerium verweist auf seine Praxis, sich nicht zu internen Personalentscheidungen zu äußern. Auch zum Auswahlverfahren oder zu einer direkten Rolle der Ministerin machte die Behörde keine Angaben. Für öffentliche Stellungnahmen steht Sygusch derzeit nicht zur Verfügung. Auch eine Anfrage der JUNGEN FREIHEIT blieb noch unbeantwortet.
Was die Union zu Habacks Ex-Büroleiter
Sygusch ist seit 2012 im Wirtschaftsministerium beschäftigt. In seinen Profilen in sozialen Netzwerken bezeichnet er sich selbst als Mitglied der Grünen. In die Zeit seiner Tätigkeit als Büroleiter fiel die energiepolitisch wohl umstrittenste Phase der Ampel-Regierung. Trotz des russischen Gaslieferstopps und der daraus resultierenden Energiekrise hielt Habeck am Atomausstieg fest. Die verbliebenen drei Kernkraftwerke durften lediglich befristet und nur für wenige Monate länger am Netz bleiben.
Auch persönlich stellte sich Sygusch öffentlich hinter diesen Kurs. Während der Energiekrise 2022 verbreitete er über den Kurznachrichtendienst X einen Beitrag weiter, in dem Habeck eine Verlängerung der Laufzeiten von Atomkraftwerken ablehnte. In dem geteilten Beitrag hieß es sinngemäß, eine Ausdehnung der Atomkraft sei nach kurzer Darstellung der Argumente nicht vertretbar.
Aus den Reihen der Union kommt verhaltener Kommentar. Der wirtschafts- und energiepolitische Sprecher der Unionsfraktion, Andreas Lenz (CSU), sprach von einer zunächst überraschenden Entscheidung. Gleichzeitig deutete er an, daß das Ministerium unter Reiche offenbar Bereitschaft zeige, sich wieder intensiver mit kerntechnologischen Fragen zu befassen. (rr)






