BERLIN. Grünen-Chef Felix Banaszak hat in einem Interview mit der Zeit vor einer wachsenden „autoritären Verschiebung“ gewarnt. Viele Menschen erlebten eine zunehmende Polarisierung. Dieses Gefühl der Ohnmacht betreffe nicht nur seine Partei, sondern die gesamte politische Linke.
Banaszak räumte ein, die Grünen hätten den Widerstand gegen ihre Klimapolitik falsch eingeschätzt. Viele Bürger empfänden die geforderten Veränderungen „als Entwertung ihrer Lebensweise“.
Das Zukunftsversprechen der Partei stoße auf eine Gesellschaft, die in den vergangenen Jahrzehnten schlechte Erfahrungen mit Wandel gemacht habe – „insbesondere im Osten“. Die Gegner ökologischer Politik hätten es geschafft, das Klima „zum Teil dieses Kulturkampfes“ zu machen. Unterstützer fossiler Geschäftsmodelle entfernten sich aus seiner Sicht zunehmend von der demokratischen Mitte und verbündeten sich „mit autoritären Kräften und antiliberalen Bewegungen“.
Grüne wollen Abkehr vom Kultur- hin zum Klassenkampf
Für seine Partei zieht Banaszak daraus Konsequenzen. Unter den Folgen der Klimakrise litten vor allem die sozial Schwächeren, nicht die Verantwortlichen. „Für die Grünen bedeutet das: mehr Klassenkampf, weniger Kulturkampf“, sagte er. Es gehe darum, die sozialen Konfliktlinien stärker in den Mittelpunkt zu rücken.
Scharfe Worte fand der Grünen-Chef auch für den Zustand der öffentlichen Infrastruktur. Der Staat sei „nicht in der Lage, die einfachsten Versprechen zu halten“. Besonders die Deutsche Bahn nannte er als Beispiel: „Der Zustand der Bahn ist demokratiezersetzend.“ (rr)






