BERLIN. Der frühere Bundestagsabgeordnete, Umweltminister und Grünen-Funktionär Jürgen Trittin hat mit einem X-Beitrag den Vorwurf der Holocaust-Relativierung aus seiner eigenen Partei auf sich gezogen. Trittin hatte am Dienstagmorgen einen Beitrag des Deutschlandfunk über die Abschiebung zahlreicher Bandenmitglieder durch die USA nach El Salvador geteilt.
Dazu schrieb der 70jährige: „Die Nazis haben ihr KZ-System im Dunkeln dräuen lassen. Die modernen Faschisten inszenieren Dachau und Buchenwald als TV-Realityshow.“ Hinzu setzte Trittin das Schlagwort „#Trump“.
Zielte Trittin auf das berühmte Buchenwald-Foto?
Der Grüne machte nicht deutlich, worauf genau er den Vergleich bezog. Der Deutschlandfunk-Beitrag war allerdings mit einem Foto bebildert, das demnach ein Hochsicherheitsgefängnis in El Salvador zeigen soll. Nach Agenturangaben handelt es sich dabei um das „Terrorismus-Abriegelungs-Zentrum“ (CECOT), in das nach Worten Nayib Bukeles, des Präsidenten von El Salvador, die Bandenmitglieder verbracht wurden. Auf dem Foto sind zahlreiche in weiß gekleidete Häftlinge zu sehen, die dicht gedrängt auf Metallgestellen sitzen. Bei ihnen soll es sich um die Abgeschobenen handeln.
Möglicherweise wollte Trittin dies mit einem berühmten Bild abgemagerter Häftlinge im KZ Buchenwald vergleichen. Volker Beck, Vorsitzender der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) und langjähriger Grünen-Abgeordneter, kritisierte diese – so Beck – „Gleichsetzung“ als „völlig inakzeptabel“: „Das ist Holocaustverharmlosung durch Gleichsetzung. Einfach daneben.“
Also, lieber @JTrittin, man
muss diese Maßnahmen nicht in Ordnung finden, um Deine Gleichsetzung für völlig inakzeptabel zu halten.
Das ist #Holocaustverharmlosung durch Gleichsetzung. Einfach daneben. pic.twitter.com/jAFjZSwn4f— Volker Beck 🐋 🇺🇦🇮🇱🎗️ (@Volker_Beck) March 18, 2025
Auch die Grünen-Bundestagsabgeordnete Marlene Schönberger, die für ihren Einsatz gegen Antisemitismus bekannt ist, erteilte Trittin eine Abfuhr. Wenn dieser die Schoah nicht „als bloßen Referenzpunkt genutzt“ hätte, um seine Argumentation zu stützen, wäre man sich wohl einig, schrieb sie an Trittin: „Was du da aber schreibst, klingt wie Relativierung des industriellen Massenmords.“ Trotz der Kritik löschte Trittin seinen Beitrag bis Dienstagnachmittag zunächst nicht.
Lieber @JTrittin, hättest du hier nicht die Shoa als bloßen Referenzpunkt genutzt, um deine Argumentation zu unterstützen, wären wir uns wohl einig. Was du da aber schreibst, das klingt wie Relativierung des industriellen Massenmords. https://t.co/tXU7HVUI68
— Marlene Schönberger (@lime_green_leni) March 18, 2025
USA schieben 250 Bandenmitglieder ab
Die USA hatten am Wochenende nach Regierungsangaben rund 250 Bandenmitglieder nach El Salvador gebracht, um sie dort inhaftieren zu lassen. Präsident Donald Trump stützte sich dafür auf ein Gesetz von 1798.
Amerikanische Organisationen waren deshalb vor Gericht gezogen. Ein Richter ordnete daraufhin die vorübergehende Aussetzung der Abschiebungen an. Karoline Leavitt, Sprecherin des Weißen Hauses, behauptete schließlich, diese Anordnung habe keine Grundlage in einem Gesetz. Außerdem sei sie ergangen, als die Bandenmitglieder bereits außer Landes gebracht gewesen seien. (ser)