BERLIN. Die Zahl der Geldautomatensprengungen in Deutschland ist 2023 erneut auf hohem Niveau geblieben. Wie aus einer der JUNGEN FREIHEIT vorliegenden Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage des AfD-Abgeordneten Stephan Brandner hervorgeht, wurden dem Bundeskriminalamt für das Jahr 2023 insgesamt 461 Fälle von Automatensprengungen bekannt. In 276 Fällen gelang es den Tätern, Bargeld zu erbeuten. Der dabei angerichtete Gesamtschaden belief sich laut Bundeslagebild auf rund 28,3 Millionen Euro. Vollständige Zahlen für 2024 liegen dem BKA noch nicht vor, heißt es.
Die Sicherheitsbehörden sehen hinter dem Phänomen weiterhin überwiegend professionell agierende Tätergruppierungen. Von den insgesamt 201 Tatverdächtigen, die 2023 im Zusammenhang mit Automatensprengungen ermittelt wurden, verfügten 179 über eine ausländische Staatsangehörigkeit. Das entspricht einem Anteil von 89,1 Prozent.
Die Niederländer stammen aus Marokko
Besonders häufig traten Tatverdächtige aus den Niederlanden in Erscheinung: 136 Personen, also mehr als drei Viertel aller nichtdeutschen Verdächtigen, stammten laut Bundesregierung aus dem westlichen Nachbarland. Auf Platz zwei folgten Rumänen mit zehn Verdächtigen, gefolgt von Marokkanern (acht) und Personen mit polnischer sowie syrischer Staatsangehörigkeit (je drei).
Der AfD-Abgeordnete Brandner kreidete gegenüber der JUNGEN FREIHEIT ein Verfehlen der Regierung an. „Seit Jahren wird das Problem der Geldautomatensprengungen nicht konsequent genug angegangen und weitet sich zunehmend aus“, sagte er. Konkrete Lösungsansätze seien nicht erkennbar, monierte Brandner. „Die Politik scheint auch dieser Herausforderung weitgehend tatenlos gegenüberzustehen.“
Die Ermittlungsbehörden weisen bereits seit mehreren Jahren auf Strukturen der organisierten Kriminalität hin. Demnach handelt es sich bei den niederländischen Tatverdächtigen häufig um Männer mit marokkanischem Migrationshintergrund, die in Städten wie Utrecht, Amsterdam oder Rotterdam leben. Der Kreis aktiver Täter wird auf bis zu 700 Personen geschätzt.
Unbekannte sprengen in Bayern Geldautomaten
Einen aktuellen Fall meldete am Mittwoch das Bayerische Landeskriminalamt. In der Nacht zu Mittwoch hatten Unbekannte einen Geldautomaten der VR-Bank Main-Rhön im unterfränkischen Fladungen gesprengt. Die Täter flüchteten laut Polizei in einem dunklen Fahrzeug Richtung Thüringen. Das Kriminaltechnische Institut des LKA untersucht derzeit die bei der Sprengung eingesetzten Explosivstoffe. Bei der Fahndung wird um Hilfe aus der Bevölkerung gebeten.
Der Anteil vollendeter Sprengungen liegt seit Jahren deutlich über fünfzig Prozent. Während früher meist Gas zur Anwendung kam, verwenden die Täter seit etwa 2019 zunehmend sogenannte Blitzknallkörper, die eine erheblich höhere Zerstörungskraft entfalten. Die Polizei warnt vor unkalkulierbaren Gefahren für Anwohner und Einsatzkräfte. In mehreren Fällen wurden tragende Gebäudeteile beschädigt und angrenzende Wohnungen evakuiert. (sv)