FRANKFURT AM MAIN. – Während gegen den Kommunikationswissenschaftler Norbert Bolz wegen einer ironischen Wortwahl ermittelt worden ist (die JF berichtete), hat die Bundesregierung ein gleichnamiges Musikstück fördern lassen. Die Komposition „Deutschland erwache!“ stammt von dem Frankfurter Pianisten und Komponisten Martin Schmalz.
Sie war 2003 erstmals in der Frankfurter Romanfabrik zu hören und wurde im Zuge des Programms „GEMA Neustart Kultur“ erneut aufgeführt – einer Förderinitiative, die direkt der damaligen Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) unterstand.
Das Werk basiert auf Texten von Kurt Tucholsky und versteht sich nach Angaben des Komponisten als Hinweis auf das „Erstarken rechter Bewegungen“ in Europa. Laut Programmankündigung ziehe die Komposition „direkte Parallelen zur Zeit des Nationalsozialismus“ und enthalte „bissige Hitler- und Goebbels-Parodien“, die schließlich in einen „Aufruf zum Widerstand gegen faschistische Aggressoren“ münden.
„Die Komposition „Deutschland erwache!“ wurde gefördert vom GEMA Neustart Kultur-Stipendium.
Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien“
Claudia Roth pic.twitter.com/j9NZc1NWkr— Andreas Hallaschka 🇮🇱 🇺🇦 (@Hallaschka_HH) October 23, 2025
Hausdurchsuchung bei Bolz
Begleitet wurde das Konzert durch Stücke von Francis Poulenc und Hanns Eisler. Beide gelten als Vertreter einer politisch engagierten Musiktradition, die nach dem Zweiten Weltkrieg als Beitrag zur kulturellen Aufarbeitung verstanden wurde.

Während das Konzert staatliche Förderung erhielt, leitete die Berliner Staatsanwaltschaft gegen den emeritierten Medienwissenschaftler Norbert Bolz ein Verfahren ein. Er hatte im Jänner 2024 auf der Plattform X einen Beitrag der „taz“ kommentiert, in dem es hieß: „AfD-Verbot und Höcke-Petition: Deutschland erwacht.“ Bolz schrieb dazu: „Gute Übersetzung von ‚woke‘: Deutschland erwache!“ Die Staatsanwaltschaft prüft darin einen möglichen Verstoß gegen Paragraph 86a des Strafgesetzbuches.
Einen Justizskandal, nennt der Staatsrechtler Ulrich Vosgerau die Hausdurchsuchung bei Bolz. Im Interview mit JF-TV rechnet Vosgerau scharf mit dem Richter und dem Staatsanwalt in dem Fall ab. (rr)





