NEW YORK. Der Vorstandschef des US-Softwarekonzerns Palantir, Alex Karp, hält Deutschland für ein Land im Niedergang. International spiele die Bundesrepublik kaum noch eine Rolle. „Niemand redet mehr über Deutschland, weder im Nahen Osten noch in Asien noch in Amerika“, sagte Karp dem Handelsblatt. Dabei sei Deutschland kulturell, historisch und philosophisch eines der wichtigsten Länder der Welt.
Nach Ansicht des Palantir-Chefs habe das Land den technologischen Anschluß verloren. Deutschland nehme faktisch nicht mehr die Rolle ein, die ihm zustehe. Die Ursachen sieht Karp vor allem in der Schwäche der heimischen Technologiebranche. „Die deutsche Tech-Szene zählt zu den schlechtesten der Welt“, sagte er. Besonders leistungsfähige Köpfe hätten es schwer. Wer in Deutschland ein besonderes Talent habe, werde „zurechtgestutzt“.
Karp fordert Ausweisung krimineller Migranten
Zugleich ging Karp scharf mit der deutschen Migrationspolitik ins Gericht. Diese sei „die dümmste Entscheidung, die je in der deutschen Nachkriegszeit getroffen wurde“. Deutschland verschließe die Augen vor den sichtbaren Veränderungen der vergangenen Jahre und setze auf eine Politik, „die ihnen ein gutes Gefühl gibt – und bei der zwangsläufig etwas Schlechtes passieren wird“.
Karp forderte eine radikale Kehrtwende: „Grenzen zu.“ Menschen ohne gültige Papiere, die auch nur entfernt mit Kriminalität in Verbindung stünden, würde er auffordern, das Land zu verlassen. „Hier ist das Flugticket. Ihr habt vier Wochen Zeit, das Land zu verlassen, danach wird es nicht nett für euch“, sagte der Palantir-Chef.
Zur Begründung verwies Karp auf die Sicherheitslage in deutschen Städten. Im internationalen Vergleich äußerte er Zweifel an der inneren Ordnung. „Im Nahen Osten gibt es mehr Menschenrechte als in manchem Berliner Stadtteil“, sagte Karp.
„Deutschland muß eine wichtige Rolle in der Welt spielen“
In diesem Zusammenhang verteidigte der Palantir-CEO auch die Arbeit seines Unternehmens. „Jeder, der Zugang zu Geheimakten in Deutschland hat, weiß, daß wir mehrere große Terroranschläge verhindert haben, in der Größenordnung von 9/11.“ Öffentlich werde jedoch nur ein kleiner Teil dessen bekannt, was Palantir tatsächlich leiste. Konkrete Beispiele nannte er nicht.
Karp ist Mitgründer und Vorstandschef des US-Softwarekonzerns Palantir. Der 1967 geborene Amerikaner mit deutschen Vorfahren studierte in Harvard, Stanford und in Frankfurt am Main, wo er in Philosophie promovierte, unter anderem bei Jürgen Habermas. 2004 gründete er Palantir gemeinsam mit dem Paypal-Mitgründer Peter Thiel. Das Unternehmen analysiert große, unsortierte Datenmengen für Unternehmen und staatliche Behörden, ursprünglich zur Terrorismusbekämpfung. Der Name Palantir geht auf die „sehenden Steine“ aus der Romantrilogie „Herr der Ringe“ zurück.
Trotz seiner scharfen Abrechnung betonte Karp, daß seine Kritik aus Verbundenheit mit Deutschland erwachse. „Weil Deutschland mir viel bedeutet, weil meine Ahnen aus dem deutschsprachigen Raum kommen, weil die deutsche Kultur so wichtig ist.“ Man müsse sich die Welt ohne Deutschland vorstellen, ohne den Fleiß der Deutschen, ohne ihr ökonomisches Können und ihre Art, Dinge zu organisieren. „Ohne die Deutschen hätte es keine Aufklärung gegeben“, sagte Karp. In einer Welt, „in der Deutschland schwach ist und politisch unwichtig“ ist, wolle er nicht leben. „Deutschland muß eine wichtige Rolle in der Welt spielen.“ (sv)





