BERLIN. Der ehemalige CDU-Bundestagsabgeordnete Martin Patzelt hat den Kurs der Bundesregierung in der Asylpolitik kritisiert und zugleich vorgeschlagen, jugendliche Deutsche sollen das Soziale Jahr künftig in den Herkunftsländern von Migranten abzuleisten. Das würde nach seiner Ansicht „Verständnis für das Problem zu erzeugen“.
Patzelt, von 2013 bis 2021 Mitglied des Bundestages und zuvor Oberbürgermeister von Frankfurt (Oder), bezeichnete die von Innenminister Alexander Dobrindt (CSU) verkündete „Migrationswende“ als „großen Fehler“.
Deutsche sollten 2015 Migranten zuhause Asyl geben
Auch Grenzkontrollen etwa an der polnischen Grenze seien „hanebüchen“, weil jeder wisse, daß es wenige Kilometer weiter Übergänge ohne Kontrolle gebe. „Die Leute sind nicht so dumm, daß sie das nicht merken“, so der 78jährige. Besonders kritisierte er die geplanten Kürzungen in der Entwicklungspolitik. Diese seien ein „fatales Signal“.
Deutschland müsse vielmehr mehr Geld in die Ursachenbekämpfung investieren, da die Außenpolitik von heute die Innenpolitik von morgen bestimme. Bereits während der Migrationskrise 2015 hatte Patzelt für Aufsehen gesorgt, als er Landsleute aufforderte, Flüchtlinge bei sich zu Hause aufzunehmen. Er selbst nahm zwei junge Männer aus Eritrea auf, von denen einer bis heute bei ihm lebt (JF berichtete). Rückblickend bezeichnet er sich als „schlechten Politiker“, weil er für seine Ideen keine Mehrheiten gesucht habe. (rr)