LIMBURG. Georg Bätzing hat die Entscheidung der Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) kritisiert, keine Regenbogenfahne vor dem Reichstagsgebäude zum Christopher Street Day hissen zu lassen. „Es wäre ein gutes Zeichen gewesen. Das sage ich bewußt als katholischer Bischof“, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) in einem aktuellen Interview mit dem Stern.
Zwar stehe im Katechismus, daß gelebte Homosexualität „in keinem Fall zu billigen“ sei. Allerdings betonte Bätzing: „Wir haben im Synodalen Weg gesagt, wir wollen das ändern.“ Auch verteidigte er andere Forderungen des aus deutschen Laienverbänden und Bischöfen bestehenden Gremiums, darunter die Lockerung des Zölibats sowie die Überprüfung der Öffnung des Priesterstandes für Frauen. „Die Gläubigen erwarten Veränderungen. Ich komme nach Rom als Anwalt dieser Themen.“
Kritik des im April verstorbenen Papstes Franziskus, wonach Deutschland „keine zweite evangelische Kirche brauche“, wies der Limburger Bischof zurück. „Da habe ich ihm sofort widersprochen. Wir wollen keine zweite evangelische Kirche sein, sondern eine gute katholische.“
Bätzing nahm Frauke Brosius-Gersdorf in Schutz
Zugleich betonte der DBK-Vorsitzende seine Unterstützung für den Lebensschutz. „Ich glaube, da ist etwas von dem Widerständigen der katholischen Kirche, das bleiben muß“, antwortete er auf die Frage, ob die Kirche ihre Position zur Abtreibung ändern könne. „Die Würde des Menschen ist unantastbar, auch im Mutterleib, vom ersten Augenblick seines Daseins an.“
Zuletzt hatte Bätzing die gescheiterte SPD-Kandidatin für das Bundesverfassungsgericht, Frauke Brosius-Gersdorf, in Schutz genommen (JF berichtete). „Diese Frau hat es nicht verdient, so beschädigt zu werden“, sagte er Mitte Juli der Augsburger Allgemeinen. Andere katholische Bischöfe wie Stefan Oster von Passau kritisierten die Potsdamer Juraprofessorin dafür, daß sie die im Grundgesetz garantierte Menschenwürde ungeborener Kinder infrage stellt. (kuk)