Eine Trauerfeier für einen Polizisten. In der Innenstadt Mannheims nehmen tausende Menschen Abschied von Rouven L. Der Hauptkommissar wurde mit nur 29 Jahren Opfer eines feigen, hinterhältigen und brutalen Anschlags. Er riskierte sein Leben für unsere Sicherheit. So wie es alle Polizisten in Deutschland tun – tagtäglich.
Doch Rouven L.s Tod verändert Deutschland. Denn dieser Angriff hätte niemals stattfinden können, hätten Politik und auch Verwaltung funktioniert. Der Täter dürfte gar nicht in Deutschland sein. Der Mann ist ein schon vor Jahren abgelehnter Asylbewerber aus Afghanistan. Das wahre Dynamit, die enorme öffentliche Resonanz erfährt der brutale Angriff auf den Hauptkommissar allerdings deshalb, weil er vor laufender Kamera, in einem Livestream, durch Zufall dokumentiert wurde.
Um nicht zu vergessen 🕯️ Ruhe in Frieden #RouvenL #mannheim pic.twitter.com/iFAOT67bZm
— Christopher Preußel (@PreusselAfD) June 14, 2024
Das Kongreßzentrum Rosengarten: Der Saal ist abgedunkelt. Ein überlebensgroßes Foto steht auf der Bühne. Darum Blumenkränze. Zutritt nur für geladene Gäste. Hier beginnt um 11 Uhr die Trauerfeier zum Gedenken an Rouven L. Sie wird über Leinwände zu den tausenden Menschen auf dem Friedrichsplatz übertragen.
„Rouven wollte leben, er war voller Energie“
Bewegende Worte findet eingangs der Polizeipfarrer Friedel Goetz für den erstochenen Hauptkommissar. „Rouven wollte leben, er war voller Energie“, sagt der Geistliche. Als er bei den Eltern zum Trauergespräch war, durfte er auch Rouvens Schreibtisch sehen. Aufgeschlagen lag da noch ein arabisches Wörterbuch „mit seinen Anmerkungen“, sagt der Pfarrer. „Er hat bewahrt. Er hat geschützt. Doch das ist nicht der Grund, warum er starb.“ Nur einen tieferen Grund, einen Sinn für seinen Tod findet auch der Geistliche nicht: „Ich kann es nicht beantworten.“
Für Baden-Württembergs Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann ist die Tat eine „existentielle Ungerechtigkeit“. Aber er sei sich sicher, daß es keinen 31. Mai mehr in Mannheim geben werde, an dem keine Blumen für Rouven L. auf dem Marktplatz abgelegt würden. Es obliegt dem Innenminister Thomas Strobl, in einer peinlichen Aufzählung die anwesenden Ehrengäste zu nennen. Als erste begrüßt er Bundesinnenministerin Nancy Faeser. Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht meint betonen zu müssen, daß er im Herzen Mannheims, auf dem Marktplatz, niedergestochen wurde. Der stünde doch für ein Miteinander von Toleranz.
Bürgermeister kämpft mit den Tränen
Es ist Thomas Seidelmann, Bürgermeister des Geburtsortes von Rouven L., Neckarbischofsheim, und Freund der Familie, der die schwere Aufgabe hat, einen Brief der Hinterbliebenen vorzulesen. „Liebe Menschen“, beginnt dieser. „Diese riesige Welle der Anteilnahme berührt uns zutiefst. Aufzuwachen aus einem Albtraum, das war unsere Hoffnung – vergeblich.“ Und während Seidelmann vorträgt, kämpft er immer wieder mit den Tränen und greift zum Taschentuch.
Sehr persönlich beschreibt die Familie, wie schwer diese Zeit für sie ist, und läßt die Zuhörer an ihrer Trauer und Verzweiflung so teilnehmen. Wie sie der kleinen Nichte auf die Frage, wo denn ihr Onkel sei, antworten: „Er wohnt in unseren Herzen.“ Wie sie die Eßkastanie im Garten betrachten, die noch vor Tagen so schön blühte. Gepflanzt wurde sie zu Rouvens Geburt. Öffentlich bedankt sich die Familie bei den Ärzten, Kollegen, bei ihnen völlig Fremden, die Mitgefühl zeigten. Und dann heißt es im Brief: „Es liegt vor allem an der Politik, daß sich etwas ändert. Wir schöpfen Hoffnung, daß nun politisch wohlüberlegt gehandelt wird.“